SOMMER 1809 BIS HERBST
1815
Im letzten Teil unserer Klavierkonzertgeschichte, der
sich mit dem fünften Klavierkonzert befasst, gehen wir auch auf Beethovens
Lebensumstände unmittelbar nach dem Bombardement von Wien wie folgt
ein:
"Von der österreichischen Kapitulation bis zum
Waffenstillstand vom 12. Juli 1809 erlebte Wien aufgrund der finanziellen
Belastung in Form von inflationären Preiserhöhungen,
Nahrungsmittelknappheit und der Zwangsdahrlehen, die Hausbesitzern
aufoktroyiert wurden, eine Verschlechterung seiner
Wirtschaftslage.
Der 31. Mai 1809 sah den Tod Franz Joseph
Haydns.
Vergnügungsstätten wie der Prater und der Augarten wurden
dem Volk erst Ende Juli wieder zugänglich gemacht.
In seinem Brief
vom 8. August an Breitkopf und Härtel,
"Vielleicht können Sie mir
eine Ausgabe von Goethes und Schillers vollständigen Werken zukommen
lassen,--von Ihrem literarischen Reichtum get so was so bei Ihnen ein, und
ich schicke Ihnen demfür mancherlei, d.h. etwas, was ausgeht in alle
Welt.--Die zwei Dichter sind meine Lieblingsdichter so wie Ossian, Homer,
welchen letzteren ich leider nur in Übersetzungen lesen kann.--Da Sie
dieselben so bloß mir aus Ihrer literarischen Schatzkammer ausschütten zu
brauchen, so machen Sie mir die größte Freude damit, um so mehr, da ich
hoffe, den Rest des Sommers noch in irgendeinem glücklichen Landwinkel
zubringen zu können.-- . . . " (Schmidt, Beethoven= Briefe:
64),
hoffte Beethoven, wie wir sehen können, daß er wenigsten den
Rest der warmen Jahreszeit außerhalb der Stadt verbringen
konnte.
Da alle diese Ereignisse in die Zeit fallen, die auch als
die Zeit der Erstellung des Meinert-Skizzenbuchs angesehen wird, können
wir nicht mit Sicherheit feststellen, welchen Fortschritt die Arbeit daran
zu welchem Zeitpunkt machte.
Jedoch können wir einen erstaunlichen
Unterschied zwischen dem "Geist" dieses Klavierkonzerts und den äußeren
Umständen, in denen es geschrieben wurde, feststellen, was uns wiederum
bestätigen mag, daß äußere Geschehnisse nicht unbedingt einen direkten
Widerhall im "musikalischen Geist" einer Komposition finden
müssen.
Zwischen Beethovens sehr wahrscheinlicher Vollendung des
Werks im Oktober 1809 und seiner deutschen Veröffentlichung (es wurde
zuerst in London 1810 veröffentlicht; Cooper weist darauf hin, dass
Clementi die Rechte dazu erhielt (Cooper: 189) und dass die Werke op. 73 -
op. 82 ab August 1810 in London zu erscheinen begannen [Cooper: 197]) und
seiner wahrscheinlichen ersten Aufführung im Jahr 1811 würde das Jahr 1810
in bezug auf dieses Werk ohne Ereignisse vorügergehen, und nur in bezug
auf das Frühjahr 1811 finden wir einen Hinweis auf das Manuskript dieses
Werks, das zu diesem Zeitpunkt bei Breitkopf und Härtel zur
Veröffentlichung vorgelegen haben soll (Thayer: 507). In bezug auf
Beethovens Meinung zur "menschlichen Perfektion" können wir diesen leicht
erheiternden Brief vom 6. Mai 1811 an Breitkopf und Härtel
zitieren:
"P.P. Fehler--Fehler--Sie sind selbst ein einziger
Fehler--da muß ich meinen Kopisten hinschicken, dort muß ich selbst hin,
wenn ich will, daß meine Werke--nicht als bloße Fehler erscheinen.-- . . .
--Hier das Verzeichnis der Fehler.-- . . . Leben Sie wohl, ich hoffe
Besserung,--Fehlen Sie soviel Sie wollen, lassen Sie so viel fehlen, wie
Sie wollen--Sie sind bei mir doch hochgeschätzt; dies ist ja der Gebrauch
bei den Menschen, daß man sie, weil sie nicht noch größere Fehler gemacht
haben, schätzt. Ihr ergebenster Diener Beethoven" (Schmidt, Beethoven=
Briefe: 70).
In bezug auf die wahrscheinliche erste Aufführung
dieses Konzerts können wir hier ein Bild von Friedrich Schneider einfügen,
der dieses Werk am 28. November 1811 in Berlin gespielt haben
soll.
Hier sollten wir noch einmal auf den Sommer 1809 zurückkommen
und uns vor Augen führen, wie Beethoven emotional von der Besatzung und
ihren Folgen beeinflusst wurde. Dies erfahren wir, wenn wir eine
entsprechende Passage aus der Entstehungsgeschichte der Klaviersonate Nr.
26, op. 81a, lesen:
"Wie wir auch bereits wissen, wurde Beethovens
Schaffenskraft durch die Belagerung der Stadt durch die Franzosen (von der
Bombardierungsnacht vom 11-12 Mai, die Beethoven laut Ferdinand Ries'
Bericht im Keller seines Bruders Caspar Carl mit Kissen über seinen
empfindlichen Ohren verbrachte, bis zum Waffenstillstand am 12. Juli) und
die nachfolgende Zeit der sehr langsamen Beruhigung stark
beeinträchtigt.
Am 26. Juli schrieb Beethoven an Breitkopf und
Härtel:
"[Wien, 26. Juli 1809]
Mein lieber Herr, sie irren
sich wohl, wenn sie mich so wohl glaubten, wir haben in diesem Zeitraum
ein recht zusammengedrängtes Elend erlebt, wenn ich Ihnen sage, daß ich
seit dem 4ten May wenig zusammen hängendes auf die Welt gebracht beynahe
nur hier oder da ein Bruchstück -- der ganze Hergang Der Sachen hat bey
mir auf l eib und Seele gewirkt, noch kann ich des Genußes des mir so
unentbehrlichen Landlebens, nicht theilhaftig werden --
. . . --
die Kontributionen fangen mit heutigem dato an[4] -- Welch zerstörendes
wüstes Leben um mich her nichts als trommeln, Kanonen Menschen Elend in
aller Art --"
(Quelle: Ludwig van Beethoven Briefwechsel
Gesamtausgabe, Band 2, Brief Nr. 392, S. 71-73)
(Original: Bonn,
Beethoven-Haus; zu [4}: verweist auf die Zahlungen, die die Wiener zur
Unterstützung de fransösischen Truppen zu leisten hatten, und neue Befehle
ergingen an diesem Datum; dies betraf auch Beethoven; Einzelheiten S. 72
entnommen).
Cooper liefert uns dazu einen Bericht Baron de
Tremonts, der Beethoven während der Belagerungszeit durch die Franzosen
besuchte. An diesem Tag soll Beethoven laut Cooper zudem keine Dienstboten
zur Verfügung gehabt haben:
"Picture to yourself the dirtiest, most
disorderly place imaginable--blotches of moisture covered the ceiling; an
oldish grand piano, on which the dust disputed the place with various
pieces of printed and manuscript music; under the piano (I do not
exaggerate) an unemptied chamber pot; beside it, a small walnut table
accustomed to the frequent overturning of the secretary placed upon it; a
quantity of pens encrusted with ink, compared with which the proverbial
tavern-pens would shine; then more music. The chairs, mostly cane-seated,
were covered with plates bearing the remains of last night's supper, and
with clothing, etc." (Cooper: 184-186; --
--"Stellen Sie sich den
schmutzigsten, schlampigsten Platz vor--Feuchtigkeitsflecken waren am
Plafond zu bemerken; ein altes Klavier, auf dem sich der Staub und
verschiedene Musikdrucke- und Manuskripte um den Platz stritten; unter dem
Klavier (ich übertreibe nicht) ein nicht ausgelehrter Nachttopf; daneben
ein Walnußholztisch, der es gewohnt zu sein schien, dass der
daraufgestellte Sekretär des öfteren umgestülpt wurde; eine Anzahl von vor
trockener Tinte starrender Federn; im Vergleich zu diesen kann man die
berüchtigten Federn in Tavernen als glänzend bezeichnen; dazu noch mehr
Musik. Die Stühle, zumeist Rohrstühle, waren mit Tellern, Kleidung und
dergleichen bedeckt, usw.").
Cooper bezeichnet diesen Bericht
Tremonts als noch krasser als die Berichte anderer Besucher, was sich wohl
durch die Zeitumstände erklären lässt. Cooper weist jedoch auch darauf
hin, dass Beethovens Skizzenbuch dieser Zeit, Landsberg 5, bestätige, dass
seine in den unmittelbaren Vorjahren sehr rege Produktivität in dieser
Zeit gelitten hatte. Das Skizzenbuch weise für diese Zeit Entwürfe für das
5. Klavierkonzert und Das Lebewohl auf, danach jedoch nur einige
vereinzelte Notizen.
Nach Thayers Angaben (S. 474-475), "We suppose
the sonata to have been completed in 1809 and delayed until January 30th"
(wurde op. 81a noch im Jahr 1809 fertiggestellt und für die Rückkehr des
Erzherzogs am 30. Januar 1810 zurückgehalten. Demnach trage Beethovens
Originalmanuskript des dritten Satzes seine eigenhändige Aufschrift: " Die
Ankunft des . . . Erzh. Rudolph, den 30. Januar 1810" )."
Wie ging
es weiter? Dazu können wir im entsprechenden Kapitel unserer
Online-Biografie lesen:
"Als das Schlimmste vorüber war, ließ sich
Beethoven im Winter 1809/1810 von Baron Ignaz von Gleichenstein in einen
neuen Bekanntenkreis einführen, nämlich in den der Malfattis. Beethoven
soll sich dort in die achtzehnjährige Therese von Malfatti verliebt haben
und soll ihr, laut Wegelers Bericht von Beethovens Bitte des Frühjahrs
1810 an ihn, ihm seinen Taufschein zu besorgen, auch einen Heiratsantrag
gemacht haben. Wie jedoch Stephan von Breuning später an Wegeler schrieb,
seien diese Pläne dann aber ins Wasser gefallen."
In diesse Zeit
fällt auch Beethovens Komposition der Ouvertüre und der Bühnenmusik zu
Goethes "Egmont." Zur Aufführung in Wien am 15. Juni 1810 und den Proben
davor können wir in unserer Egmont-Enststehungsgeschichte Thayers
folgenden hübschen Bericht lesen, dessen deutsche Übersetzung wir hier
zitieren:
"-- Tf schreibt hier, dass die erste Vorstellung von
Egmont mit Beethovenmusik am Abend des 15. Juni 1810 stattfand und dass
Clärchen von Antonie Adamberger gespielt wurde, einer jungen
Schauspielerin, die sich sowohl durch ihre Schönheit und ihr Talent, aber
auch durch ihre Tugenden auszeichnete. Ihre Eheschließung im Jahr 1817 mit
dem distinguierten Archäologen von Arneth war laut TF ein bedeutender
Verlust für die Wiener Bühne. Die zwei Lieder, die Clärchen zu singen hat,
fährt TF fort, brachten Fräulein Adamberger notwendigerweise vorübergehend
mit Beethoven in persönlichen Kontakt. Darüber habe sie Thayer am 5.
Januar 1867 folgendes geschrieben:
. . . Ich näherte mich ihm ganz
ungeniert, als mich meine verehrte Tante, die auch meine Lehrerin und
Gönnerin war, in ihre Gemächer rief und mich ihm vorstellte. Auf seine
Frage: 'Können Sie singen?', antwortete ich ungeniert mit einem
entschiedenen 'Nein!'. Beethoven betrachtete mich mit Erstaunen und sagte
lachend: 'Nein?' Aber ich soll die Lieder im Egmont für Sie komponieren.'
Ich antwortete sehr einfach, dass ich nur für vier Monate das Singen geübt
hatte und dann aufhörte, da mein Hals dabei rau wurde und da ich
befürchtete, dadurch meine Stimme zu verlieren. Dann sagte er jovial, den
Wiener Dialekt nachahmend: 'Das werden Sie ja fesch machen!' -- jedoch
wurde von seiner Seite aus etwas Großartiges daraus.
Wir gingen ans
Klavier und suchten in meiner Musik herum. . . . Oben auf meinem Stapel
fand er das bekannte Rondo mit Rezitativ aus Zingarellis Romeo und Julia.
'Singen Sie das?', fragte er mit einem Lachen, das ihn durchschüttelte,
als er sich zögernd ans Klavier setzte, um die Begleitung zu spielen.
Genauso unschuldig, wie ich mich mit ihm unterhalten und dabei gelacht
hatte, sang ich jetzt das Air. Sein Gesicht nahm einen gütigen Ausdruck an
und er streichelte meine Stirn mit seiner Hand und sagte: 'Nun, jetzt weiß
ich Bescheid!' -- er kam nach drei Tagen wieder und sang die Lieder
viermal für mich. Nachdem ich sie in einigen Tagen auswendig gelernt
hatte, verließ er mich mit den Worten: 'So, das ist gut. So ist es recht,
singen Sie es jetzt so und lassen Sie sich von niemandem überreden es
anders zu machen, und sehen Sie zu, dass Sie kein mortant hineinbringen.'
Er ging. Ich sah ihn in meiner Wohnung nicht wieder. Nur bei den Proben,
als er dirigierte, nickte er mir öfters freundlich und höflich zu. Einer
der alten Herren vertrat die Meinung, dass das Lied, das der Meister, um
einen gewissen Effekt zu erzielen, mit Orchesterbegleitung geschrieben
hatte, eigentlich von einer Gitarre begleitet werden sollte. Dann drehte
er [Beethoven] seinen Kopf äußerst komisch um und sagte, mit feurigem
Audruck in seinen Augen, 'Er weiss!' . . . ]."
Zu dieser lebendigen
Szene können wir als Laien vielleicht bemerken, dass Beethovens Gehör ihn
hier wohl noch nicht ganz verlassen hatte.
Was geschah weiter in
diesem Sommer? Dazu lesen wir in der Entstehungsgeschichte zum
Streichquartett Op. 95, "Serioso" genannt:
"Werfen wir hier einen
Blick auf weitere Beethovenliteratur und was sie uns zu Beethovens
Sommeraufenthalt(en) dieses Jahres zu berichten weiß. Thayer-Forbes (S.
499) verweist auf Beethovens Zeilen vom 9. Juli an Nikolaus Zmeskall, die
wir hier im Originaltext wiedergeben wollen:
"Lieber Z! sie
reisen,[2] ich soll auch reisen und das wegen meiner Gesundheit, [3]
Unterdeßen geht noch sonst alles bey mir drunter und drüber, der Herr[4]
will mich bey sich haben, die Kunst nicht weniger, ich bin halb in
Schönbrunn halb hier,[5] jeden Tag kommen neue nachfragen von fremden,
neue Bekanntschaften, neue Verhältniße, se[l]bst auch in Rücksicht der
Kunst, manchmal mögte ich bald Toll werden über meinen unverdienten Ruhm,
das Glück sucht mich, und ich fürchte mich fast deswegen vor einem neuen
Unglück. . . . -- leben sie wohl guter Z. wir werden unß hoffentlich so
wiedersehen, daß sie finden, daß meine Kunst in der Zeit wieder gewonnen
hat --
bleiben sie mein freund wie ich der Ihrige
Beethowen
. . . "
[Quelle: Ludwig van Beethoven Briefwechsel Gesamtausgabe,
Band 1, Brief Nr. 454, S. 135-136; Original: Wien, Österreichische
Nationalbibliothek; zu [2]: verweist darauf, dass Zmeskall vielleicht nur
eine kurze Reise plante, da er laut GA Ende Juli wieder in Wien war; zu
[3]; verweist darauf, dass Beethoven bereits im Sommer 1810 die ärztliche
Empfehlung erhalten haben soll, eine Kur in den nordböhmischen Bädern zu
unternehmen. Die Pläne zerschlugen sich aber, weil er zu lange in Wien
(Schönbrunn) festgehalten wurde. Im Spätsommer hielt er sich in Baden auf;
zu [4]: verweist auf Erzherzog Rudolph; zu [5]: verweist auf Griesingers
Bericht vom 20.6.1810 an Breitkopf & Härtel, dass Beethoven dem
Erzherzog Kompositionsunterricht gab und meistens in Schönbrunn wohnte,
Einzelheiten S. 136 entnommen].
Der Schluss der vierten Anmerkung
zum obigen Brief scheint Coopers Bericht, dass Beethoven sich im
Spätsommer 1810 in Baden aufhielt, zu bestätigen. Kropfingers Tabelle (S.
34) platziert Beethoven von "Juli bis 6./11. Oktober in
Baden."
Thayer-Forbes schreibt dazu:
"He took no country
lodgings this summer--alternating between Baden and Vienna, and indulging
in lonely rambles among the hills and forests" [Thayer-Forbes: 501;
--
-- Thayer-Forbes berichtet hier, dass Beethoven in diesem Jahr
keinen Sommeraufenthalt wählte, sondern zwischen Baden und Wien
alternierte, und sich einsamen Waldspaziergängen hingab].
Wie oben
bereits erwähnt, vermutet Cooper, dass sich Beethoven mit der Komposition
dieses Streichquartetts im Spätsommer des Jahres 1810 hauptsächlich in
Baden beschäftigte, während Thayer-Forbes berichtet, dass:
" . . .
True, he wrote to Zmeskall and talked of his art as if great things were
in prospect; but he had no heart for such labors, and not until October
did he take up and finish the "Quartetto Serioso" (Op. 95) for his friend"
(Thayer-Forbes: 501; --
-- Thayer-Forbes berichtet hier, dass
Beethoven [im Sommer] an Zmeskall schrieb, von seiner Kunst sprach und
davon, dass große Dinge geplant seien, dass er jedoch für solche Arbeiten
nicht in Stimmung gewesen sei und erst im Oktober [1810] das "Quartetto
Serioso" für seinen Freund zur Hand nahm und für ihn
fertigstellte).
So können wir uns laut Cooper Beethoven im Oktober
1810 sowohl in Baden als auch später in Wien bei der Vollendung dieses
Werks vorstellen. [Auch Thayer-Forbes, S. 502-3 führt Op. 95 als 1810
entstanden auf . . ."
Wie wir sehen können, war Beethoven während
dieser Zeit manchmal zu beschäftigt und brauchte zum Ausgleich sicher
seine "einsamen Wanderungen in den Wäldern", bevor er im Oktober 1810 Op.
95 fertigstellte.
Für den Rest des Jahres 1810 und die erste Hälfte
von 1811 haben wir keine genauen Angaben zu Beethovens Tätigkeiten. In
unserer Zusammenfassung von Bettina Brentanos Bemühungen, Goethe und
Beethoven miteinander bekannt zu machen, ein Teil unseres Projekts "Goethe
und Beethoven", können wir folgendes lesen:
"Wie TF [S. 506-507] im
Kapitel zum Jahr 1811 weiter schreibt, erhielt der freunschaftliche
Verkehr mit der Brentano-Familie auch Beethovens Interesse für Bettina
lebendig. Laut TF hatte sie sich am 4. Dezember 1810 mit dem Dichter Achim
von Arnim verlobt und hatte ihn 1811 heimlich geheiratet. TF lässt dan den
Brief Beethovens an Bettina nachfolgen, der als echt gilt:
"Wir
können Ihnen hier die deutsche Version dazu aus TDR III
anbieten:
Wien am 10. Februar 1811.
Geliebte, liebe
Bettine!
Ich habe schon zwei Briefe von Ihnen und sehe aus Ihren
Briefen an Ihren Bruder[1], daß Sie sich immer meiner und zwar viel zu
vortheilhaft erinnern. -- Ihren ersten Brief hab ich den ganzen Sommer mit
mir herumgetragen, und er hat mich oft seelig gemacht, wenn ich Ihnen auch
nicht so oft schreibe, und Sie gar nichts von mir sehen, so schreibe ich
Ihnen 1000mal2 tausend Briefe in Gedanken. -- Wie Sie sich in Berlin, in
Ansehung des Weltgeschmeißes finden, konnte ich mir denken, wenn ich's
nicht von ihnen gelesen hätte; vieles Schwätzen über Kunst ohne Thaten
!!!!! Die beste Zeichnung hierüber findet sich in Schillers Gedicht: 'Die
Flüsse', wo die Spree spricht. -- Sie heirathen, liebe Bettine, oder es
ist schon geschehen, und ich habe Sie nicht einmal zuvor noch sehen
können; so ströme denn alles Glück Ihnen und Ihrem Gatten zu, womit die
Ehe die Ehelichen segnet. -- Was soll ich Ihnen von mir sagen! --
>Bedaure mein Geschick< rufe ich mit der Johanna aus; rette ich mir
noch einige Lebensjahre, so will ich auch dafür, wie für alles übrige Wohl
und Wehe, dem alles in sich Fassenden, dem Höchsten danken. -- An Göthe,
wenn Sie ihm von mir schreiben, suchen Sie alle die Worte aus, die ihm
meine innigste Verehrung und Bewunderung ausdrücken. Ich bin eben im
Begriff, ihm selbst zu schreiben wegen Egmont, wozu ich die Musik gesetzt,
und zwar blos aus Liebe zu seinen Dichtungen, die mich glücklich machen,
wer kann aber auch einem großen Dichter genug danken, dem kostbarsten
Kleinod einer Nation? -- Nun nichts mehr, liebe gute Bettine, ich kam[4]
diesen Morgen um 4 Uhr erst von einem Bachanal, wo ich so gar viel lachen
mußte, um heute beinahe ebenso viel zu weinen; rauschende Freude treibt
mich oft gewaltthätig wieder[5] in mich selbst zurück. -- Wegen
Clemens[A1] vielen Dank für sein Entgegenkommen. Was die Cantate
betrifft6, so ist der Gegenstand für[7] hier nicht wichtig genug, ein
anderes ist sie in Berlin; was die Zuneigung, so hat die Schwester diese
so sehr eingenommen[8], daß dem Bruder nicht viel übrig bleiben wird, ist
ihm damit auch gedient? -- Nun lebe wohl, liebe, liebe Bettine, ich küsse
Dich[9] auf Deine Stirne, und drücke damit, wie mit einem Siegel, alle
meine Gedanken für Dich auf. -- Schreiben Sie bald, bald, oft Ihrem
Freunde
Beethoven.
Beethoven wohnt auf der Mölker Bastey im
Pascotatischen Hause.[10] [TDR III: 252.]"
Da wir nun in unserer
Zeitreise im Jahr 1811 angekommen sind, können wir uns nun mit der Frage
beschäftigen, wann Beethovens Arbeit an seiner siebten Sinfonie begann.
Lesen wir dazu in unserer Entstehungsgeschichte:
"Im Kapitel zum
Jahr 1810 schreibt Thayer-Forbes, dass Thayers "conception of the
barrenness of the decade 1810-1819 would have been modified had he known
that not only the main work but the origin of most of the important
melodic ideas of the Seventh and Eighth Symphonies occurred in 1811 and
1812, and not in 1809 as he had supposed. . . . " [TF: 483, also dass
Thayer sein Verständnis von Beethovens geringer Produktivität der Jahre
1810-1819 revidiert hätte, falls er gewusst hätte, dass nicht nur die
Hauptarbeit, sondern auch die wichtigsten melodischen Gedanken zur Siebten
und Achten Symphonie aus den Jahren 1811-1812 stammten, und nicht aus dem
Jahr 1809].
Im Kapitel zum Jahr 1811 geht die Thayer-Forbes-Ausgabe
von 1964 wieder auf das Petter'sche Skizzenbuch ein:
"According to
Unger, the last 130 pages of the Petter sketchbook are to be dated from
the middle of 1811 to well into the following year. Thayer believed that
most of them were to be dated 1809. The importance in the redating of
these sketches is the establishment of 1811 as the year in which work
started on the seventh and eighth symphonies, and even early attempts at
what was to become the choral section of the Ninth Symphony. Thayer's
summary of these pages follows:
Viola [Note sample]
With few
interruptions, such as a theme for a "symphony without drums," "good
triplets of another sort," the Allegretto and Finale of the Seventh
Symphony are the subject of the studies for more than forty pages. That
modest gem--the theme of the Allegretto--is still the same throughout; but
how astonishing the number and variety of forms for its setting, that were
tested, before the majestic, the sublime simplicity was attained, which
satisfied the exquisite taste of its creator! [Theyer-Forbes: 518-519;
--
-- TF berichtet, dass Unger zufolge die letzten 130 Seiten des
Petter-Skizzenbuchs in die Zeit von Mitte 1811 bis in das folgende Jahr,
1812, gehören und dass Thayer die meisten dem Jahr 1809 zurechnete. Das
wichtigste bei der Umdatierung dieser Skizzen sei die Feststellung, dass
das Jahr 1811 das Jahr war, in dem Beethoven seine Arbeit an seiner
Siebten und seiner Achten Symphonie begann, und sogar an früheren
Versuchen dessen, woraus später das Chorfinale der Neunten Symphonie
werden sollte. TF schließt dann einie Zusammenfassung dieser Seiten an,
angefangen mit e inem Notenbeispiel. 40 der Seiten befassen sich laut TF,
einige Unterbrechungen ausgenommen, mit dem Allegretto und dem Finale der
Siebten Symphonie. Darin sei das beschriebene Juwel, das Thema des
Allegrettos, durchgehend noch dasselbe; Erstaunen erwecke jedoch die
Anzahl und Vielfalt der Formen, die Beethoven ausprobiert habe, bevor es
seine erhabene Einfachheit erreichen sollte].
In Bezug auf die
Siebte Symphonie kommt die Thayer-Forbes'sche Diskussion des Petter'schen
Skizzenbuchs zum Endergebnis, dass Beethoven seine Arbeit an ihr im Jahr
1811 begonnen hatte.
Beethovens Lebensumstände und der
Fortschritt seiner Arbeit an Op. 92
Wie Barry Cooper berichtet,
verließ Beethoven Teplitz im Jahr 1811 sehr erquickt und
. .
.
-- Cooper zufolge besuchte Beethoven danach Lichnowskys Schloss
Grätz bevor er nach Wien zurückkehrte. Dort soll er Opernpläne
gehegt und gehofft haben, einen passenden Text dazu zu finden, und seine
Arbeit an der Siebten Symphonie aufgenommen haben].
Beethovens
Briefwechsel vom Herbst 1811 spiegelt sowohl seine Verhandlungen mit
Breitkopf & Härtel in Leipzig als auch seinen diesjährigen Aufenthalt
in Teplitz wider, aber auch seine 'üblichen' Wiener Kontakte:
- Im
Brief vom 8. Oktober 1811 an den Leipziger Verlag bedankte sich Beethoven
zunächst für die Einladung nach Leipzig und kommt dann auf Erzherzog
Rudolphs mögliche Ernennung zum Primas von Ungarn zu sprechen: "ich selbst
trage mich seiner kaiserl. Hoheit an, die als primas von Ungarn nicht
weniger als 3 Millionen Einkünfte haben würden, eine Million für mich
jährlich Rein durchzubringen (versteht sich alle Musikalischen guten
Geister die ich dadurch in Bewegung für mich sezen wollte] . . . "
[Quelle: Ludwig van Beethoven Briefwechsel Gesamtausgabe, Band 2, Brief
Nr. 523, S. 214-218; Original: Bonn, Beethoven-Haus, Sammlung
Bodmer];
- der letzte Brief Beethovens in Richtung Berlin an die
Sängerin Amalie Sebald ist leider nur als Fragment erhalten, so dass wir
nicht genau wissen, was Beethoven an 'Meine zartfühlende Amalia"
eigentlich schrieb. [Quelle: Ludwig van Beethoven Briefwechsel
Gesamtausgabe Band 2, Brief Nr. 526, S. 221 - 222; Original: Bonn,
Beethoven-Haus, Sammlung Bodmer];
. . .
Cooper geht auch auf
Beethovens weitere Beschäftigung während dieses Winters ein:
. . .
-- Cooper schreibt, dass Beethoven im Winter 1811-12, als er wieder
kränkelte, weitere neun irische Volksliedarrangements für Thomson
fertigstellte und im Februar an diesen absandte, dass aber die Hauptarbeit
des Winters die an der Siebten Symphonie gewesen sei].
. .
.
Auch Solomon [S. 218] schreibt, dass "The Seventh Symphony was
completed in April 1812", dass also Op. 92 im April 1812 vollendet
wurde.
Aus unserer Online-Biografie wissen wir, dass Beethoven den
Sommer 1812 in Böhmen verbrachte, und dass er im Juli des Jahres seinen
berühmten Brief an seine "Unsterbliche Geliebte" verfasst hatte. Dazu
zitieren wir aus dem entsprechenden Abschnitt unserer
Online-Biografie:
"Ein bis heute noch nicht gelöstes Rätsel, aber
auch uns bereits bekanntere Ereignisse kennzeichnen Beethovens Schicksal
der Jahre 1810 - 1812: Seine Freundschaft mit der Brentano-Familie, seine
Beziehung zur Unsterblichen Geliebten seines berühmten Briefs an sie vom
Juli 1812 (aufgrund seiner Forschungsergebnisse sieht Solomon diese in
Antonie Brentano, während Kaznelson, Harry Goldschmidt und Marie-Elisabeth
Tellenbach ihr in der Gestalt Josephine von Brunsviks auf der Spur zu sein
glauben, und Gail S. Altman sieht in ihr Gräfin Erdödy), seinen Verzicht
auf ein Glück an der Seite der uns noch Unbekannten, seine Aufenthalte in
Teplitz im Sommer 1811 und im Sommer 1812, wo er beide Male mit
interessanten Künstlern und beim zweiten Aufenthalt mit Goethe
zusammentraf, seine Rückkehr nach Teplitz Anfang September, (von Ende Juli
bis Anfang September hatte er sich in Karlsbad in Gesellschaft der
Brentanos aufgehalten), seinen angegriffenen Gesundheitszustand, in dem er
durch die angenheme Gesellschaft Amalie Sebalds etwas Trost und Linderung
fand, seine Weiterreise nach Linz und seine dortige Einmischung in die
Angelegenheiten seines Bruders Johann, dessen Zusammenleben mit seiner
späteren Frau Therese er zu vereiteln suchte, und schliesslich seine
Rückkehr nach Wien in einem Zustand, den zumindest Solomon bereits als
einen Zustand der Trauer um den Verlust seiner (in jedem Falle
verheirateten) Unsterblichen Geliebten betrachtet."
Dass dieser
Zustand der Trauer wohl auch dazu beitrug, dass sein Gehör auch darunter
gelitten haben mag, ist durchaus vorstellbar. Dazu passt dann
wohl auch, dass Beethoven sich mehr und mehr der von Johann Nepomuk Mälzel
für ihn angefertigten Hörrohre bediente. Zitieren wir dazu aus
TDR:
"Von Schönbrunn aus bezog Mälzel Zimmer in Steins
Pianofortefabrik am Glacis zwischen der Karlskirche und dem Gasthause zum
Mondschein und begann dort die Konstruktion eines neuen und verbesserten
Panharmonikous, nachdem er sein erstes in Paris verkauft
hatte. Dies war seine Hauptbeschäftigung im Jahre
1812. Der kürzlich verstorbene Karl Stein erinnerte sich
deutlich der häufigen Besuche Beethovens in Mälzels Werkstätte, der großen
Vertraulichkeit zwischen den beiden Männern und der fortgesetzten Versuche
des Mechanikus, ein Hörrohr zu konstruieren, welches der taube Komponist
praktisch brauchbar und vorteilhaft finden möchte. Es ist
bekannt, daß von den vier angefertigten Instrumenten eines ihm so weit
genügte, daß er es etwa acht bis zehn Jahre lang gelegentlich benutzte"
[TDR 345-346].
Wie sich Beethovens Trauer um den Verlust seiner
"Unsterblichen Geliebten" im Jahr 1813 weiter auf ihn auswirkte, können
wir aus unserer Online- Biografie erfahren:
"Das Jahr 1813 sah dann
auf alle Fälle seine Trauer um den Verlust dieser Frau.
In diesem Zusammenhang verweist Solomon auf Beethovens häufigeres Erwähnen
sogenannter "Festungen" in seiner Korrespondenz mit Baron Zmeskall (hier
sollte auf der einen Seite darauf hingewiesen werden, dass die Übersetzung
dieses Texts in die englische Sprache viele Probleme aufwirft und leicht
zu Missverständnissen führen kann; Beethoven trug dazu durch seinen etwas
"unkonventionellen" Satzzeichengebrauch selbst bei).
Solomon weist auch auf die aus der Beethoventradition allgemein bekannte
Geschichte, nach der Beethoven auf Gräfin Erdödys Anwesen für drei Tage
lang vermisst gewesen sein soll, als er dort im Park angeblich den
Hungertod suchen wollte, während Cooper dafür wiederum keine überzeugende
Basis findet.
Im Frühjahr 1813 machte Beethovens Bruder seine erste
lebensbedrohliche Bekanntschaft mit der Schwindsucht
(Tuberkulose). Als es für ihn am schlimmsten aussah,
unterzeichnete er eine Erklärung, nach der er seinen Bruder Ludwig als
Vormund seines Sohnes Carl nach seinem Tod einsetzte. Beethovens eigene
finanzielle Lage hatte sich durch den Unfalltod Fürst Kinskys im Jahr
1812, aber auch durch die Geldentwertung und die Unwilligkeit der
Kinsky'schen Erben, ihren Verpflichtungen Beethoven gegenüber
nachzukommen, sehr verschlechtert (Thayer: 552)."
Inwiefern sich
Beethovens Gehörverlust auf sein Leben und seine Arbeit in den Jahren 1814
und bis zum Herbst 1815 auswirkte, können wir einerseit in unserer
Online-Biografie, andererseits aber auch in weiteren interessanten Seiten
unserer Website nachlesen. Beginnen wir mit unserer
Online-Biografie und dem Jahr 1814:
"Ob nun die Streichers, wie
dies noch in Thayer-Forbes berichtet wird, Beethoven im Sommer 1813 in
einem bedauernswerten Zustand fanden und ob nun Nanette Streicher es auf
sich nahm, seine Garderobe und seinen heruntergekommenen Zustand
verbessern zu helfen und sich bereits dann um seinen Haushalt zu kümmern,
und ob nun die Streichers Beethoven auch dazu ermunterten, etwas Geld für
seine eigene Zukunft zur Seite zu legen, kann weder bestätigt noch
widerlegt werden. Falls wir es vorziehen, in diesem Punkt
Thayer-Forbes zu folgen, dann hätten wir auch Grund zu der Annahme, dass
Beethoven dies erlaubt hätte, seine Energien in diese Richtung zu
entwickeln, und es würde uns dann auch nicht überraschen, dass er sich
durch den Einfall des "Musikmechanikers" Johann Nepomuk Mälzel (der das
Metronom "erfunden" hatte und ein neues und verbessertes Panharmonikum
entwickelt hatte und für Beethoven auch einige zumindest anfänglich sehr
wirkungsvolle "Hörgeräte" gebaut hatte), eine Schlachtsymphonie zur Feier
des Sieges über Napoleon Bonaparte am 21. Juli 1813 in Vittoria, Spanien,
zu schreiben, "inspirieren" ließ. Die ersten Aufführungen der
Orchesterversion fanden am 8. und 12. Dezember in Form der
Benefitzveranstaltungen für die österreichischen und bayerischen
Kriegsveteranen im Saal der Wiener Universität statt, bei denen auch die
Siebte Symphonie aufgeführt wurde. Diese Konzerte waren ein
durchschlagender Erfolg und zementierten Beethovens Popularität als
Komponist. Für Mozartfreunde mag es vielleicht interessant sein zu
erfahren, dass Antonio Salieri bei diesen Veranstaltungen die rhythmischen
Instrumente überwachte. Im Jahr 1814 konnten jedoch Beethovens und Mälzels
Pläne, mit diesem Werk auf große Tournee zu gehen, nicht verwirklicht
werden. Sie zerstritten sich in bezug auf die
Urheberrechtsfrage, und dieser Streit führte zu einer sich lange
hinziehenden Gerichtsverhandlung, die erst später gütlich geregelt werden
konnte."
"Beethovens neugewonnene Populatirät führte einerseits zu
weiteren erfolgreichen Aufführungen dieses mittlerweile fast vergessenen
Gelegenheitswerks auf Benefitzveranstaltungen, aber auch auf
Veranstaltungen zu Beethovens eigenen Gunsten. Seine
Popularität führte auch dazu, dass die Direktion der kaiserlichen Oper
seine Oper Fidelio für ihre eigenen Benefizveranstaltungen
wählte. Beethoven und der Theaterdichter Treitschke
überarbeiteten das Werk gründlich, und eine neue Ouvertüre sollte auch zur
Aufführung gelangen. Beethoven hatte zwar damit begonnen,
konnte sie aber nicht rechtzeitig fertigstellen. Noch am
Morgen der letzten Probe (abends war die Uraufführung!) traf Beethoven
nicht rechtzeitig im Theater ein. Als man ihn aus seiner
Wohnung holte, fand man ihn dort noch in tiefem Schlaf. Die Blätter der
halbfertigen Partitur waren am Boden verstreut, und auf seinem Nachttisch
stand ein Glas Wein, in das er ein Bisquit getaucht hatte..."
"Die
Oper wurde 1814 sechzehn Mal aufgeführt und trug auch zu seinem Erfolg als
Komponist bei. Was er jedoch durch diese Erfolge an finanziellem Gewinn
einstreichen konnte, legte er beiseite. Er kaufte sich davon Aktien, deren
Einlösung zu seinem persönlichen Gebrauch er sich bald aus bestimmten
Gründen nicht mehr erlauben wollte."
Wenden wir uns nun dem Jahr
1814 in unserer eigenen Entstehungsgeschichte von "Fidelio"
zu:
"Diejenigen von Ihnen, die unsere Entstehungsgeschichte der
'Schlachtsymphonie' zu Wellingtons Sieg bei Victoria gelesen haben, werden
sich vielleicht daran erinnern, daß eine der Folgen der Aufführung und
Popularität dieses Werks für Beethoven im Jahre 1814 die
Wiederbearbeitung- und Aufführung seiner Oper Fidelio war.
Diesmal sollten die Textänderungen jedoch Georg Friedrich Treitschke (4)
anvertraut werden. Hierzu sollten wir am besten gleich Treitschke selbst
zu Wort kommen lassen, und zwar aus der Edition von Forbes Thayer, der
dieses lange Zitat aus Orpheus, Musikalisches Taschenbuch für das Jahr
1841 (Wien), editiert von August Schmidt (S. 293ff) entnommen
hatte:
"The Inspizienten of the R. I. Court Opera, Saal, Vogl and
Weinmüller, were granted a performance for their benefit, the choice of a
work being left to them, without cost" (Treitschke erwähnt, daß die
Inspizienten der Kaiserlichen Oper, Saal, Vogl und Weinmüller, ein
unkostenfreies Benefizkonzert zugestanden erhielten, und dazu durften sie
sich auch selbst ein Werk ihrer Wahl dazu aussuchen.--Thayer:
571-572).
"Da es sehr wahrscheinlich war, daß das Werk eines
neuerlich so beliebten Komponisten wie Beethoven die meisten Zuschauer
anlocken würde, fiel ihre Wahl auf Beethovens Fidelio, wozu sie sich mit
Recht einen guten Gewinn erhoffen durften, da das Werk unkostenfrei
produziert werden konnte. Treitschke fährt nun in seiner
Erzählung so fort:
"Beethoven was approached for the loan of the
opera and very unselfishly declared his willingness, but on the
unequivocal condition that many changes be made. At the same
time he proposed my humble self as the person to make these
changes. I had enjoyed his more intimate friendship for some
time, and my twofold position as stage-manager and opera-poet made his
wish a pious duty. With Sonnleithner's permission I first took
up the dialogue, wrote it almost wholly anew, succint and clear as
possible--an essential thing in the case of Singspiele" (Beethoven wurde
um das Ausleihen seiner Oper gebeten und erklärte sich dazu sehr
uneigennützig bereit, jedoch mit der strikten Bedingung, daß viele
Änderungen vorgenommen werden müßten. Zugleich schlug er Treitschke als
Librettobearbeiter vor. Da Treitschke schon seit geraumer Zeit Beethovens
Freundschaft genoß, erachtete er die Erfüllung von Beethovens
Wunsch--besonders in seiner Doppelrolle als Bühnenleiter und
Theaterdichter --als eine Ehrenpflicht. Mit Sonnleithners
Erlaubnis arbeitete er dann am Dialog und schrieb ihn fast ganz neu, so
knapp und klar wie möglich, was er als sehr wichtig für den Erfolg eines
Singspiels erachtete.--Thayer: 572)."
"Treitschke fäht dann fort
mit der Schilderung der Veränderungen, die er einbaute:
"The scene
of the entire first act was laid in an open court; the positions of Nos. 1
and 2 were exchanged; later the guard entered to a newly composed march;
Leonora's Air received a new introduction, and only the last movement, 'O
du, für den ich alles trug,' was retained. The succeeding scene and duet--
according to Seyfried's description 'a charming duettino for soprano
voices with concertante parts for violin and violoncello, C major, 9/8
time'-- which was on the old book, Beethoven tore out of the score; the
former was unnecessary, the latter a concert piece. I was
compelled to agree with him; the purpose in view was to save the opera as
a whole. A little terzetto for Rocco, Marcelline and Jaquino which
followed ('a most melodious terzetto in E-flat' as Seyfried says) fared no
better. There had been a want of action and the music did not
warm the hearers. A new dialogue was desired to give more
occasion for the first finale. My friend was again right in
demanding a different ending. I made many plans: at lenght we
came to an agreement: to bring together the return of the prisoners at the
command of Pizarro and their lamentation."
"The second a act
offered a great difficulty at the very outset. Beethoven at
first wanted to distinguish poor Florestan with an aria, but I offered the
objection that it would not be possible to allow a man nearly dead of
hunger to sing bravura. We composed one thing and
another; at last, in his opinion, I hit the nail on the head.
I wrote words which describe the last blazing up of life before its
extinguishment:
'Und spür ich nicht linde, sanft säuselnde
Luft," Und ist nicht mein Grab mir erhellet?" Ich seh', wie ein
Engel, im rosigen Duft," Sich tröstend zur Seite mir stellet." Ein
Engel, Leonoren, der Gattin so gleich!" Der führt mich zur
Freiheit,--ins himmlische Reich!"" " "What I am now relating will
live forever in my memory. Beethoven came to me about seven
o'clock in the evening. After we had discussed other things,
he asked how matters stood with the aria? It was just
finished, I handed it to him. He read, ran up and down the
room, muttered, growled, as was his habit instead of singing--and tore
open the pianoforte. My wife had often vainly begged him to
play; to-day he placed the text in front of him and began to improvise
marvellously--music which no magic could hold fast. Out of it
he seemed to conjure the motive of the aria. The hours went by, but
Beethoven improvised on. Supper, which he had purposed to eat
with us, was served, but--he would not permit himself to be
disturbed. It was late when he embraced me, and declining the
meal, he hurried home. The next day the admirable composition was
finished" (Die Szene des ganzen ersten Aktes, so Treitschke, war in einem
offenen Hof angelegt; die Reihenfolge der 1. und 2. Nummer wurde
umgekehrt; später marschierte die Wache zu einem völlig neu komponierten
Marsch ein; Leonores Air erhielt eine neue Einleitung, und nur der letzte
Satz, 'O du, für den ich alles trug', wurde beibehalten. Die folgende
Szene und Duett--nach Seyfrieds Schilderung ein charmantes Duettino für
Sopranstimmen mit konzertanten Passagen für Violine und Violoncello, in
C-Dur, im 9/8-Takt--die im alten Buch stand, strich Beethoven ganz; das
erstere sei unnötig, das zweite ein Konzertstück. Treitschke
mußte ihm beipflichten; der Zweck, der verfolgt wurde, war, die Oper als
ganzes zu retten. Ein kleines Terzett für Rocco, Marzelline
und Jaquino, das folgte ('ein äußerst melodisches Terzett in Es', wie
Seyfried es beschrieb) ereilte das selbe Schicksal. Im
Allgemeinen bestand im ersten Akt bisher ein Mangel an Handlung, und die
Musik als solche erwärmte die Zuhörer auch nicht. Der neue
Dialog sollte ein besseres Ende für den ersten Akt erbringen.
Treitschke entwickelte Pläne, und Beethoven und er einigten sich darauf,
die Rückkehr der Gefangenen in ihre Zellen mit dem dementsprechenden
Befehl Pizarros und ihrem wehmütigen Abschied von der Freiheit
zusammenzulegen.
Der zweite Akt, so Treitschke, präsentierte gleich
zu Anfang eine große Schwierigkeit. Zuerst wollte Beethoven dem armen
Florestan Gelegenheit geben, sich mit einer Arie ins Bild zu rücken;
jedoch gab ihm Treitschke zu bedenken, daß es einem fast verhungerten
Gefangenen nicht möglich sei, 'bravura' zu singen. Sie hätten dann mit
mehreren Konzepten gespielt; zu guter letzt habe er, Treitschke,
Beethovens Meinung zufolge 'den Nagel auf den Kopf getroffen' (mit dem
obenstehenden Text).
Treitschke erzählt dann von jenem Abend, den
er wohl nie vergessen würde, als Beethoven etwa gegen sieben Uhr zu ihm
kam und, nachdem sie verschiedene Dinge diskutiert hatten, hätte der
Komponist ihn gefragt, wie es mit der Arie stünde. Sie war gerade
fertiggeschrieben, und Treitschke gab sie Beethoven zu lesen.
Dabei rannte jener im Zimmer auf und ab, murmelte, brummelte, wie es seine
Art war, anstatt zu singen--und schlug das Klavier auf.
Treitschkes Gattin hatte Beethoven öfter vergeblich gebeten, zu
spielen. Nun legte jener den Text vor sich hin und begann
wunderbar zu improvisieren-- Musik, die keine Zauberkraft bannen konnte.
Daraus habe Beethoven wohl das Thema der Arie entwickelt. Die Stunden
seien vergangen, und Beethoven improvisierte weiter. Das
Abendessen, das in der Zwischenzeit serviert worden sei und das Beethoven
eigentlich auch mit einnehmen wollte, ließ er jedoch links liegen und
erlaubte sich nicht, gestört zu werden. Es sei sehr spät
gewesen, als er Treitschke zum Abschied umarmte, und ohne Abendessen sei
er nachhause geeilt. Am nächsten Tag sei die wunderbare
Komposition fertig gewesen.--Thayer:572-753).
Röckel berichtet, daß
der Italiener Radici, der neue Florestan von 1814, nach dem Ende seines
Airs auf Applaus hoffte. Dies, so Röckel, war aber nicht
möglich und auch nicht angebracht nach dem geplanten pianissimo -Ende des
Airs, das vom con sordino der Violinen begleitet wurde. Wie
aber sollte Beethoven dieses Problem lösen ohne auf der einen Seite den
Sänger vor den Kopf zu stoßen, auf der anderen Seite aber auch, ohne die
beabsichtigte Wirkung dieses Airs zu zerstören? Er löste dies,
indem er das adagio des Airs verkürzte und als Abschluß ein allegro
anfügte, das dem Tenor erlauben sollte, seine hohen Stimmregister zur
Geltung zu bringen. Um aber auch dem folgenden Eintritt Roccos
und Fidelios zum Zwecke ihrer schrecklichen Aufgabe des Grabschaufelns für
Florestans Grab Rechnung zu tragen und diesen nicht durch unangebrachten
Applaus zu beeinträchtigen, kam Beethoven auf die Idee, dem allegro eine
kleine coda des Orchesters, das in einem erneuten pianissimo endet,
anzuhängen, das die für Roccos und Fidelios Eintritt nötige Stille
wiederherstellte.
Treitschke fährt seine Schilderung damit fort,
daß die Veränderungen im zweiten Aufzug sich auf Verkürzungen und
Änderungen des Textes beschränkten, wie zum Beispiel die Unterbrechung des
Quartetts Er sterbe usw. durch eine kurze Pause, in der Jaquino und andere
eintreten und die Nachricht von der Ankunft des Ministers überbringen,
sodaß Pizarro seinen Mord an Florestan nicht ausführen kann, da er
abberufen wird, und daß, nach dem nächsten Duett, Rocco zurückkehrt um
Florestan und Leonore zum Minister zu führen.
In bezug auf eine
interessante Quelle zur Fideliorevision erwähnt Thayer das sogenannte
Dessauer Skizzenbuch, das sich im Besitz der Gesellschaft der Musikfreunde
in Wien befinden soll und als dem Jahr 1814 zugehörig erachtet
wird. Darin seien die zwei neuen Finales der Oper enthalten,
aber auch eine interessante Bemerkung Beethovens auf Seite 72 desselben,
"Für Milder, B, siehe oben", sich sehr wahrscheinlich auf den vorletzten
Takt in Leonores Arie beziehend. Dieses Skizzenbuch enthalte
auch, auf Seite 82, Florestans Air, auf Seite 90 das Melodram, auf Seite
108 das Rezitativ "Abscheulicher, wo eilst du hin", und Skizzen für die
Ouverturen zu Fidelio. Nottebohm, so berichtet Thayer, habe
den Inhalt dieses Skizzenbuches genau studiert. In diesem
Zusammenhang sollten wir jedoch nicht auf die ebenfalls darin enthaltenen
Skizzen zu weiteren Werken des Jahres 1814 eingehen.
Beethoven
wurde in seiner Revisionsarbeit durch die Vorbereitungen zu dem Konzert
unterbrochen, das er am 27. Februar geben sollte. Er geht
darauf sowohl in seinem Brief vom 13. Februar 1814 an Graf Franz von
Brunsvik als auch in seiner Nachricht aus der selben Zeit an Erzherzog
Rudolph ein. (Einzelheiten zum Konzert vom 27. Februar 1814
sind in unserer Entstehungsgeschichte von Wellington's Victory enthalten.
Eine weitere Angelegenheit verzögerte die Fidelio-Arbeit Beethovens und
Treitschkes. Dazu sollten wir am besten Thayer
zitieren:
"The French Armies had so often taken possession of the
capitals of the various Continental states, that the motives are
inconceivable, which induced Schwarzenberg to restrain the approach of the
allied armies on Paris, until Blücher's persistence, enforced by his
victories, at last compelled the Commander-in- Chief to yield the
point. When this became known in Vienna, it was determined to
celebrate the event, so soon as news of it should arrive, by an
appropriate performance in the Court Opera. To this end,
Treitschke wrote a Singspiel in one act entitled Die gute Nachricht (Good
News). Of the nine pieces of music in it, the overture was
given to Hummel and the concluding chorus, "Germania, wie stehts du jetzt
im Glanze da", to Beethoven."--Thayer berichtet hier, daß die
Französischen Armeen die Haupstädte verschiedener Staaten auf dem
Kontinent so oft eingenommen hätten, daß es unverständlich war, warum
Schwarzenberg nun mit seinem Angriff der Alliierten auf Paris zögerte, bis
Blücher, durch seine Siege dazu bewogen, den Obersten Heerführer in
Bewegung setzte. Als dies in Wien bekannt geworden sei, sei
beschlossen worden, sobald Nachricht dazu in Wien eintreffe, dieses
Ereignis mit einer Vorstellung in der Oper zu feiern.
Treitschke schrieb dazu den Einakter Die gute Nachricht. Von
den neun darin vorgesehenen Musikstücken wurde die Komposition der
Ouverture an Hummel vergeben, und der Abschlußchor "Germania, wie stehst
du jetzt im Glanze da", an Beethoven.--Thayer: 576-577).
Kehren wir
jedoch zu Fidelio zurück, wozu wir berichten können, daß Beethoven von
Treitschke das überarbeitete Libretto Ende März erhielt, und sich bei ihm
mit diesen Worten bedankte: "I have read your amendments to the opera with
great pleasure; they determine me the more to rebuild the ruins of an old
castle."-- Er habe die Änderungen mit Vergnügen gelesen und sei dadurch
umso mehr entschlossen, die Ruinen einer alten Burg wieder
aufzubauen.--Thayer: 577).
Jedoch wurde Beethovens Aufmerksamkeit
vom Ruinenaufbau durch das Konzert, das er am 11. April im Hotel Zum
Römischen Kaiser, das vom Besitzer des Etablissements und von Schuppanzigh
für Militärbenefizzwecke organiziert wurde, abgelenkt. Eines
der Werke, das dort zur Aufführung gelangen sollte, war das Erzherzogtrio,
Op. 97. Im Nachrichtenaustausch zu diesen Proben taucht zum
erstenmal der Name Anton Schindler als Bote zwischen Schuppanzigh und
Beethoven auf, den jener auch im Konzert am 11. April
wiedererkannte. Jedoch bestand, wie Thayer betont, kein
weiterer direkter Kontakt zwischen Beethoven und Schindler bis zum Ende
dieses Jahres.
Da die Nachricht vom endgültigen Sieg der Alliierten
(am 31. März) Wien am 10. April erreichte, wurde das Singspiel auch am 11.
April aufgeführt.
Wir sollten hier nicht versäumen darauf
hinzuweisen, daß Beethovens alter Freund und Gönner, Fürst Karl
Lichnowsky, der die Revision der ersten Fidelioversion durch die in seinem
Haus abgehaltene Soiree im Dezember 1805 unterstützt hatte, a m 15. April
1814 starb. Leider haben wir keinen Kommentar Beethovens dazu,
welche Wirkung der Tod seines Gönners auf ihn hatte.
Während dieser
Zeit diskutierte Beethoven auch in einer Nachricht an Zmeskall seinen
bevorstehenden Umzug aus dem Pasqualatihaus ins Bartensteinhaus, das auch
an der Mölkerbastei lag, sodaß er immer noch in der Nähe gewisser Freunde
(z.B. Fürstin Lichnowskys und der Erdödys) wohnte.
In bezug auf die
Verzögerung seiner Arbeit an Fidelio erwähnte Beethoven in einer Nachricht
and Treitschke, daß die "Kantate" (wohl zum erwähnten Singspiel) ihm vier
bis fünf Tage geraubt hatte.
Bezüglich der gerade erwähnten
Nachricht Beethovens an Treitschke sollten wir vielleicht deren Rest
zitieren, da sie uns einen guten Eindruck davon vermittelt, wie sich der
Ruinenaufbau für Beethoven tatsächlich gestaltete:
" . . . nun muß
freilich alles auf einmal geschehen, und geschwinder würde ich etwas Neues
schreiben, als jetzt das Neue zum Alten, wie ich gewohnt bin zu
schreiben. Auch in meiner Instumentalmusik habe ich immer das
Ganze vor Augen; hier ist aber mein Ganzes überall auf eine gewisse Weise
geteilt worden, und ich muß mich neuerdings hineindenken! In
14 Tägen die Oper zu geben, ist wohl unmöglich, ich glaube immer, daß 4
Wochen dazu gehn können.
Der 1. Akt ist indessen in einigen Tagen
vollendet, allein es ist am 2. Akt noch viel zu tun: auch meine neue
Ouvertüre, welches zwar das leichteste ist, da ich sie ganz neu machen
kann. Vor meiner Akademie war nur hier und da einiges
skizziert, sowohl im 1. als 2. Akt; erst vor einigen Tagen konnte ich
anfangen zu arbeiten.
Die Partitur von der Oper ist so schrecklich
geschrieben, als ich je eine gesehen habe; ich mußte Note für Note
durchsehen (sie ist wahrscheinlich gestohlen) --
Kurzum! ich
versichere Sie, lieber Tr--, die Oper erwirbt mir die
Märtyr-Krone? Hätten Sie nicht sich so liebe Mühe damit
gegeben, und so sehr vorteilhaft alles bearbeitet, wofür ich Ihnen ewig
danken werde, ich würde mich kaum überwinden können! Sie haben
dadurch auch einige gute Reste von einem gestrandeten Schiffe gerettet!
Unterdessen--wenn Sie glauben, daß Ihnen der Aufenthalt mit der Oper zu
groß wird, so schieben Sie [sie] lieber auf eine spätere Zeit auf.
Ich fahre jetzt nun fort, bis alles geendigt ist, und auch ganz wie
Sie alles geändert und besser gemacht haben, welches ich jeden Augenblick,
je mehr und mehr, einsehe; allein es geht nicht so geschwinde, als wenn
ich etwas Neues schreibe; und in 14 Tagen, das ist unmöglich!
Handeln Sie, wie es Ihnen am besten dünkt, jedoch aber auch als Freund für
mich! An meinem Eifer fehlt es nicht?
Ihr Beethoven"
(Schmidt, Beethovenbriefe: 90-91).
Nachdem Die gute Nachricht noch
mehrere Male zur Aufführung gelangte und am 3. Mai ihre letzte Vorstellung
sah, erachtete sich Treitschke wohl dazu veranlasst, Beethoven zur Eile
aufzufordern, denn trotz der Tatsache, daß die Revision noch nicht fertig
war, wurde bereits am 15. April mit den ersten Proben begonnen, und die
Aufführung wurde auf den 23. Mai festgelegt.
Bezüglich Beethovens
"Fortschritt" berichtet Thayer von einem Memorandum Beethovens am 15. Mai,
das ausdrückt, daß er mit der Revision im März begonnen hatte und am 15.
Mai fertiggeworden sei; sein offizieller Bescheid an Treitschke, so
Thayer, sei am 17. Mai ergangen, wozu jedoch keine Einzelheiten erwähnt
sind. Demhingegen zitiert Thayer Beethovens Schreiben an
Treitschke vom 14. Mai:
"Worthy T! Your satisfaction with the
chorus delights me infinitely.-- I was of the opinion that you ought to
apply all the works to your profit and therefore mine also.
But if you do not want to do this, I should like to have you sell it
outright for the benefit of the poor.
Your copyist and Wrantisky
were here yesterday about the matter, I told them, that you, worthy Tr.,
were entirely master in the affair.-- For this reason I await now your
frank opinion.-- Your copyist is an ass!--but he is completely lacking in
the well-known splendid ass's skin [Eselshaut]-- Therefore my copyist has
undertaken the work of copying, and by Tuesday little will remain to be
done, and my copyist will bring everything to the rehearsal-- As for the
rest, the whole matter of the opera is the most wearisome thing in the
world, and I am dissatisfied with most of it--and--there is hardly a piece
in it to which in my present state of dissatisfaction I ought not to have
patched for some satisfaction.-- That is the great difference between
being able to surrender to free reflection or enthusiasm--
wholly
your Beethoven" (Hierin drückt Beethoven seine Freude darüber aus, daß
Treitschke am Chor Gefallen gefunden hatte und daß er der Meinung gewesen
sei, daß Treitsche alle Werke zu seinem und auch Beethoven's Gewinn
verwenden wollte, daß er jedoch andernfalls alles zum Wohl der Armen
verwerten sollte.
Er fährt damit fort zu erwähnen, daß Treitschkes
Kopist und Wranitzky tags zuvor diesbezüglich bei ihm gewesen seien und
daß er sie ganz an Treitschke verwiesen hätte und daß er aus diesem Grunde
auf seine Stellungnahme dazu warte.--Beethoven fährt nun in seiner
'launigen Art' fort, Treitsche zu erklären, daß sein Kopist ein Esel sei,
aber nicht jene wohlbekannte, vorteilhafte Eselshaut besäße, und daß
deshalb sein eigener Kopist die Kopierarbeit erledige und daß am kommenden
Dienstag nicht mehr viel zu tun sei und der Kopist alles zur Probe
mitbringe.-- Im übrigen, so Beethoven, sei die ganze Oper die
anstrengendste Angelegenheit auf der ganzen Welt, daß er mit dem meisten
daran unzufrieden sei und daß darin kaum ein Stück sei, bei dem er seine
eigene Unzufriedenheit darüber durch weitere Verbesserungen in
Zufriedenheit hätte umwandeln sollen. Dies, so Beethoven, sei
der große Unterschied zur Möglichkeit, sich der freien Reflekexion oder
dem Enthusiasmus hinzugeben.--Thayer: 581).
Treitschke zufolge fand
die letzte Probe am 22. Mai statt. Jedoch sei die Ouverture
immer noch nicht fertiggestellt gewesen, und daß es wohl am 20. oder 21.
Mai gewesen sein mag, als Beethoven mit seinem Freund, Dr. Bertolini, im
Römischen Kaiser das Abendessen einnahm, wo er zum Schluß auf der
Rückseite der Rechnung Linien zeichnete und dann Noten zu schreiben
begann. Bertolini wollte ihn zum Gehen auffordern, Beethoven
jedoch hätte ihm geantwortet, daß ihm gerade eine Idee zur Ouverture
gekommen sei, und der blieb, um deren Skizzierung zu
vollenden.
Treitschkes Bericht fährt damit fort, daß Beethoven am
Morgen des 23. Mai zur allerletzten Bühnenprobe nicht erschien, daß man
etwas auf ihn wartete, dann aber nach ihm schickte. Man fand ihn selig
schlafend in seinem Bett, neben ihm ein Glas Wein mit einem aufgeweichten
Bisquit darin, aber auch eine abgebrannte, verloschene Kerze, und die
Skizzen zur Ouverture auf dem Boden verstreut, alles Anzeichen, daß er
daran noch bis spät in die Nacht gearbeitet hatte, aber sie nicht mehr
fertigstellen konnte.
In bezug auf die damals eingeschobene
Ouverture berichtet Schindler, daß die Ouverture zu Leonore zum Einsatz
gelangte, Seyfried wiederum berichtet von den Ruinen von Athen, was durch
einen zeitgenössischen Kommentar im Sammler bestätigt wird.
Eine
beethoven'sche Konversation aus dem Jahre 1823 übermittelt folgendes: "The
people applauded, but I stood ashamed; it did not belong to the rest" (die
Leute hätten applaudiert, er hätte sich aber geschämt, da die Ouverture
nicht zum Rest gehörte--Thayer: 582).
. . .
"Bezüglich der
Wiener Premiere der revidierten Version von 1814 berichtet Treitschke, daß
"The opera was capitally prepared. . . . Beethoven conducted, his ardor
often rushed him out of time, but Kapellmeister Umlauf behind his back,
guided everything to success with eye and hand. The applause was great and
increased with every representation" (Die Oper sei sehr gut vorbereitet
gewesen . . . Beethoven habe dirigiert und sei durch seine Begeisterung
oft zu schnell im Tempo gewesen, jedoch habe Kapellmeister Umlauf alles
sehr umsichtig hinter seinem Rücken geleitet, der Applaus sei sehr groß
gewesen und hätte sich bei jeder Vorstellung verstärkt.--Thayer:
583).
"Am 26. Mai wurde die Oper erneut aufgeführt, und zwar
diesmal mit der neuen E-Dur-Ouverture, die sehr begeisterten Applaus
erhielt, zu dem Beethoven zweimal herausgerufen worden sei.
. .
.
In unserem Sonderprojekt zum Wiener Kongress stellen wir
Überlegungen an, "wie Beethoven sich nach seiner Trauerzeit um seine
Unsterbliche Geliebte, der Zeit von 1812-1813, wieder mehr ins Musikleben
Wiens integrierte.
Dabei werden wir uns bestimmt zunächst an die
Entstehungsgeschichte seiner sogenannten "Schlachtsymphonie" mit ihrer
Uraufführung am 8. Dezember 1813 in Wien, aber auch an die Neubearbeitung
seiner einzigen Oper Fidelio mit ihrer Uraufführung am 23. Mai 1814
erinnern. Damit sind wir im Sommer 1814 angelangt und können uns zum einen
dem zeitlichen Rahmen des Wiener Kongresses im allgemeinen und zum anderen
dem zeitlichen Ablauf von Beethovens Rolle darin im besonderen
widmen."
Wir überlegen uns zunächst, welche vertraglichen
Bedingungen zum Wiener Kongress führten, wie lange er dauerte und welche
Ziele er verfolgte:
"Wie allgemein bekannt ist, führte der Sturz
Napoleons im Frühjahr 1814 zum Ersten Pariser Frieden zwischen den Mächten
der Sechsten Koalition und der französischen Regierung unter Ludwig XVIII.
Artikel des 32 Vertrages sah vor, dass in Wien zum Beschluss einer
dauerhaften europäischen Nachkriegsordnung ein Kongress zusammentreten
sollte. Alle am Krieg beteiligten Staaten wurden dazu
eingeladen.
Er dauerte vom 18. September 1814 bis 9. Juni 1815,
legte in Europa zahlreiche Grenzen neu fest und definierte neue Staaten.
Wien wurde zum politischen Zentrum des Kontinents, und mit Kaiser Franz I.
von Österreich als Gastgeber und seinem Außenminister, Fürst Metternich
als Leiter tagte man vor allem in dessen Palais am
Ballhausplatz."
. . .
"Während sich interessierte Teile des
jedoch weitgehend ahnungslosen Volkes nach Frieden und der Gewährung von
etwas mehr Freiheit sehnten, strebten die Verhandlungspartner vor allem
die Wiederherstellung der nahezu absolutistischen Zustände vor dem
Ausbruch der französischen Revolution an. Es sollte ein europäisches
Gleichgewichtssystem hergestellt werden, das in der Lage sein sollte,
zukünftige Kriege zu vermeiden.
Durch die Euphorie des Genusses der
Neufassung von Beethovens Fidelio befanden sich Wiens Opernbesucher eher
noch auf der Seite der ahnungslos auf bessere Zeiten Hoffenden.
Wo
befand sich und womit beschäftigte sich aber Beethoven selbst nach der
ersten Reihe von Fidelio-Aufführungen im Juli/August 1814? Dazu berichtet
Thayer-Forbes einleitend:
"Beethoven did not get to the country for
any lenghty sojourn this summer; he had only a brief stay at Baden. The
Congress of Vienna was originally scheduled to meet on August 1st, but was
postponed until the early fall" [TF: 593; --
-- TF berichtet hier,
dass Beethoven in diesem Jahr keine lange Sommerfrische genießen konnte,
sondern sich nur kurz in Baden aufhielt. Der Kongress sollte urspünglich
am 1. August beginnen, wurde aber auf den frühen Herbst
verschoben].
TF berichtet dann weiter, dass Beethovenn sich
zunächst mit einer privaten Komposition, "Elegischer Gesang," Op. 118, zum
Tod von Graf Pasqualatis Gattin, beschauml;ftigte, gefolgt von der
Klaviersonate Op. 90, die Graf Moritz Lichnowsky gewidmet war. Laut TF
trägt sie das Datum des 16. August 1814, und Beethovens Brief an Graf
Lichnowsky vom 21. September aus Baden reicht laut TF schon an den Beginn
des Kongresses heran. Nun aus dem Kongressbericht:
"Lassen wir TF
berichten und zitieren wir dann den Orignalbrief aus der Henle
Gesamtausgabe:
"The Sonata in F minor, Op. 90, bears the date
August 16, in which connection the following letter to Count Moritz
Lichnowsky, dated September 21 from Baden was written:
"Worthy and
honored Count and friend!
I did not receive your letter,
unfortunately, till yesterday--My cordial thanks for your thought of me
and all manner of lovely messages to the worthy Princess
Cristiane--Yesterday I made a lovely promenade with a friend in the Brühl
and the subject of you particularly came up in our friendly conversation,
and behold, on arriving here yesterday I find your good letter-- I see
that you still persist in overwhelming me with kindnesses. As I do not
want you to think that a step which I have taken was prompted by a new
interest or anything of that kind, I tell you that a new sonata of mine
will soon appear which I have dedicated to you. I wanted to surprise you,
for the dedication was set apart for you a long time ago, but your letter
of yesterday leads me to make the disclosure now. No new cause was needed
for the public expression of my feelings for your friendship and
kindness-- but you would distress me with anything resembling a gift,
since you would totally missapprehend my purpose, and everything of the
kind I could only refuse--
I kiss the hands of the Princess for her
thought of me and her kindness, I have never forgotten how much I owe you
all, even if an unfortunate circumstance brought about conditions under
which I could not show it as I should have liked to do--
Concerning
what you tell me about Lord Castleregt, the matter is already well
introduced. If I were to have an opinion on the subject, it would be that
I think it best that Lord Castleregt not write about the work on
Wellingston until the Lord has heard it here-- I am soon coming to the
city where we will talk over everything concerning a grand concert--
Nothing can be done with the court, I have made an
offer--but
[Note
Sample]
Al - lein allein.
allein
jedoch silentium!!!
Farewell, my honored friend, and think of me
always as worthy of your
kindness--
Your Beethoven
I kiss the hands of the honored Princess C. a
thousand times" [TF: 591-592].
"Beethoven an Graf Moritz
Lichnowsky
Baden am 21ten September 1814
Werther verehrter Graf und
Freund!
ich erhalte leider erst gestern ihren Brief[1] - Herzlichen
Dank für ihr Andenken an mich eben so alles schöne der verehrungswürdigen
Fürstin Christiane[2] - ich machte gestern mit einem Freunde einen schönen
spaziergang in die Brühl[3] und unter Freundschaftlichen Gesprächen kamen
sie auch besonders vor, und siehe da gestern Abend bey meiner Ankunft
finde ich ihren lieben Brief - ich sehe daß sie mich immer mit
Gefälligkeiten überhäufen, da ich nicht möchte, daß sie glauben sollten,
daß ein schritt, den ich gemacht, durch ein neues Interesse oder überhaupt
etwas d.g. hervorgebracht worden sey, sage ich ihnen, daß bald eine Sonate
von mir erscheinen wird, die ich ihnen gewidmet,[4] ich wollte sie
überraschen, denn längst war diese Dedikation ihnen bestimmt, aber ihr
gestriger Brief macht mich es ihnen jezt entdecken, keines neuen Anlaßes
brauchte es, um ihnen meine Gefüle für ihre Freundschaft und Wohlwollen
öffentlich darzulegen - aber mit irgend nur etwas, was einem Geschenke
ähnlich sieht, würden sie mir weh verursachen, da sie alsdenn meine
Absicht gänzlich mißkennen würden und alles d.g. kann ich nicht anders als
ausschlagen. - ich küsse der Fürstin die Hände für ihr Andenken und
wohlwollen für mich, nie habe ich vergessen, was ich ihnen überhaupt allen
schuldig bin, wenn auch ein unglückseliges Ereignis verhältnisse
hervorbrachte, wo ich es nicht so, wie ich wünschte, zeigen konnte[5] -
was sie mir
wegen
(Castlereaghs
Bild)
was sie mir von Lord Castleregt sagen, so finde ich diese
sache auf's beste eingeleitet, sollte ich eine meynung hierin haben, so
glaube ich, daß es am Besten seyn würde, daß Lord Castleregt nicht eher
schrieb wegen dem werk auf wellington, als bis der Lord es hier gehört[6]
- ich komme bald in die stadt,[7] wo wir alles überlegen wollen wegen
einer großen Akademie[8] - mit dem Hof ist nichts anzufangen, ich habe
mich angetragen - allein
-
adagio
[Notenbeispiel]
all -- ein all.ein all -- ein
jedoch Silentium!!! leben sie recht
wohl mein verehrter Freund und halten sie mich immer ihres wohlwollens
werth
-
ihr Beethowen
tausend Hände Küsse der verehrten fürstin
C.
[Quelle: Ludwig van Beethoven Briefwechsel Gesamtausgabe, Bd. 3,
Brief Nr. 740, S. 57-59; Original: in deutschem Privatbesitz; zu [1]: laut
GA nicht überliefert; zu [2]: verweist auf Fürstin Maria Christiane
Lichnowsky; zu [3]: verweist auf ein bewaldetes Tal am Rande des
Wienerwaldes in der Nähe von Mödling; zu [4]: verweist auf die
Klaviersonate Op. 90, deren Autograph laut GA mit 16.8.1814 datiert ist
und dass die Erstausgabe mit Widmung and den Grafen erst im Juni 1815
erschien; zu [5]: verweist auf den Streit Beethovens mit Füst Lichnowsky
im Herbst 1806; zu [6]: verweist auf Viscount Henry Robert Stewart
Castlereagh [1769-1822], der im September 1814 als Vertreter Englands
gekommen war und von dem Beethoven laut GA hoffte, durch seine Vermittlung
vom englischen Prinzregenten George eine Anerkennung für die Übersendung
seiner Partiturabschrift von Wellingtons Sieg, op. 91, zu erhalten; zu
[7]: verweist darauf, dass der Satz über eine unlesbare gelöschte Version
geschrieben ist; zu [8]: verweist auf Brief Nr. 733 an
Treitschke].
TF verweist dann auf einige Gelegenheitskompositionen,
die im Zusammenhang mit dem Wiener Kongress stehen sollten, wie ein Chor
mit Orchester, als "Kantate" eingestuft, nämlich "Ihr weisen Gründer,"
sowie eine etwas längere Vokalkomposition, "Der glorreiche Augenblick,"
mit einem Text von Alois Weissenbach. Zitieren wir dazu aus unserer
Kongress-Seite:
" . . .Dann folgt eine Kantate, wie die Benennung
in dem Skizzenbuche des Fidelio lautet, in welchem einige Motive für
dieselbe notiert sind; in Wirklichkeit ist es nur ein Chor mit Orchester,
bestimmt, den königlichen Persönlichkeiten bei dem bevorstehenden
Kongresse eine Huldigung darzubringen. Die Worte lauten:
»Ihr
weisen Gründer glücklicher Staaten, Neigt Euer Ohr dem Jubelsang, Es
ist die Nachwelt, die Eure Thaten Mit Segen preist Aeonen lang. Vom
Sohn auf Enkel im Herzen hegen Wir Eures Ruhmes Heiligthum, Stets
fanden in der Nachwelt Segen Beglückende Fürsten ihren Ruhm.«
Da
der Kongreß aufgeschoben wurde, so hatte die Sache keine Eile, und der
Chor wurde nicht vor dem 3. September vollendet" [TDR III: 440].
TF
geht dann auf ein hier nicht relevantes Machwerk Beethovens ein, eben "Ihr
weisen Gründer."
Thayer-Forbes geht dann auf die Ankunft der
Herrscher und auf Beethovens Situation zu diesem Zeitpunkt
ein:
"Weder die Ouvertüre noch die Kantate war aber beendigt, als
die Ankunft des Königs von Württemberg am 22. September, die des Königs
von Dänemark am 23. und die Ankündigung der für Sonntag den 25.
bevorstehenden Ankunft des Kaisers von Rußland und des Königs von Preußen
in Wien Beethoven in die Hauptstadt zurückführte. Infolge des Bankerotts
von Lobkowitz waren die Hoftheater unter die Leitung von Palffy gekommen.
Wenn die Behauptung von Palffys Feindschaft gegen Beethoven auch nur
irgend etwas Wahres enthalten sollte, dann ist es in hohem Grade
bemerkenswert, daß die erste große Oper, welche in Gegenwart der Monarchen
Montag den 26. zur Aufführung kam, Fidelio war. Einer der Zuhörer an jenem
Abende gibt uns einen Bericht über die Aufführung, welcher mit den Worten
beginnt: »Ich ging heute in das Hof-Theater und kam in den Himmel. Man gab
die Oper Fidelio von L. v. Beethoven.« Dann ergeht er sich auf etwa 15
Seiten in enthusiastischem Lobe. Dieser Zuhörer war Dr. Aloys Weißenbach,
geb. 1766 zu Telfs im Ober-Inntal, gest. 1821 als K. K. Rat, Professor der
Chirurgie und Oberwundarzt des St. Johannes-Spitals in Salzburg, wo er
sich nach 16-jährigem Dienste in den österreichischen Armeen
niedergelassen hatte und seine freie Zeit der Poesie und insbesondere dem
Drama widmete." [TDR III: 446-447].
(Bild von Alois
Weissenbach)
Thayer-Forbes [S. 594] berichtet dann weiter, dass
dessen Tragödie Der Brautkranz in iambischen Versen, in fünf Akten am 14.
Januar 1809 im Kärtnerthortheater aufgeführt wurde und wundert sich, ob
seine Barmeciden und Glaube und Liebe auch in Wien herausgebracht worden
seien. Lassen wir TDRIII weiter berichten:
" . . . Jedenfalls war
er ein Mann von großem Rufe.
Franz Gräffer schreibt:
»Daß
Weißenbach ein leidenschaftlicher Bewunderer Beethovens war, begreift
sich; ihre Naturen waren verwandt, sogar physisch, da der Tyroler eben so
schwerhörig war. Beide waren mannhaft, unumwunden, frei, biedere
Gestalten. 1814, als Weißenbach nach Wien kommt, gibt man Fidelio. Eine
unbeschreibliche Sehnsucht erfüllt ihn, den Meister des unsterblichen
Werkes persönlich zu kennen. Wie er nach Hause kommt, liegt eine
Einladungskarte Beethovens auf dem Tisch. Beethoven selbst war da gewesen.
Welch ein geheimnißvolles, magnetisches Spiel befreundeter Geister! Des
andern Morgens ward ihm Kuß und Händedruck. Man konnte dann oft mit ihnen
zu Tische sein im Römischen Kaiser, in den Zimmern zu ebener Erde. Doch
flößte es Wehmuth ein, wenn sie beide so schrieen. Genießen konnte man sie
also nicht recht. Sonderbar in einer kleinen Stube, wie im Gasthaus zur
Rose in der Wollzeile, hörte Weißenbach viel besser; sprach er sich
frischer aus und leichter. Sonst der stoffreichste, gemüthvollste,
lebhafteste, liebenswürdigste Gesellschafter. Ein blühender, alternder
Mann, stets reinlich und elegant gekleidet. Welch gelehrter Arzt er war,
wird nicht vergessen werden.«
Weißenbach schreibt selbst
(a.a.O.):
»Ganz von der Herrlichkeit des schöpferischen Genius
dieser Musik gefüllt, ging ich mit dem festen Entschluß aus dem Theater
nach Hause, nicht aus Wien wegzugehen, ohne die persönliche Bekanntschaft
eines also ausgezeichneten Menschen gemacht zu haben; und sonderbar genug!
als ich nach Hause kam, fand ich Beethovens Besuch-Karte auf dem Tische
mit einer herzlichen Einladung, den Kaffee morgen bei ihm zu nehmen. Und
ich trank den Kaffee mit ihm und seinen Kuß und Händedruck empfing ich!
Ja, ich habe den Stolz öffentlich sagen zu dürfen, Beethoven hat mich mit
dem Zutrauen seines Herzens beehrt. Ich weiß nicht ob diese Blätter je in
seine Hände kommen werden: er wird sie (ich kenn' ihn, und weiß, wie sehr
er auf sich selbst beruht) sogar nicht mehr lesen, wenn er erfährt, daß
sie seinen Namen, lobend oder tadelnd, aussprechen; auch hierin die
Selbständigkeit seines Genius bewährend, dem der Herr Wiege und Thron
nicht auf diese Erde gestellt. Beethovens Körper hat eine Rüstigkeit und
Derbheit, wie sie sonst nicht der Segen ausgezeichneter Geister sind. Aus
seinem Antlitze schaut Er heraus. Hat Gall, der Kranioscop, die Provinzen
des Geistes auf dem Schädelbogen und -Boden richtig aufgenommen, so ist
das musikalische Genie an Beethovens Kopf mit den Händen zu greifen. Die
Rüstigkeit seines Körpers jedoch ist nur seinem Fleische und seinen
Knochen eingegossen; sein Nervensystem ist reizbar im höchsten Grade und
kränkelnd sogar. Wie wehe hat es mir oft gethan, in diesem Organismus der
Harmonie die Saiten des Geistes so leicht abspringen und verstimmbar zu
sehen. Er hat einmal einen furchtbaren Typhus bestanden; von dieser Zeit
an datirt sich der Verfall seines Nervensystems und wahrscheinlich auch
der ihm so peinliche Verfall des Gehörs. Oft und lange hab' ich darüber
mit ihm gesprochen; es ist mehr ein Unglück für ihn als für die Welt.
Bedeutsam ist es jedoch, daß er vor der Erkrankung unübertrefflich zart
und feinhörig war und daß er auch jetzt noch allen Uebellaut schmerzlich
empfindet; wahrscheinlich darum, weil er selbst nur der Wohllaut ist. Sein
Charakter entspricht ganz der Herrlichkeit seines Talents. Nie ist mir in
meinem Leben ein kindlicheres Gemüth in Gesellschaft von so kräftigem und
trotzigem Willen begegnet; wär ihm auch sonst nichts von dem Himmelreich
zugefallen, als das Herz, er wäre schon dadurch Einer, vor dem gar viele
aufstehen und sich verneigen müßten. Inniglich hängt es an allem Guten und
Schönen durch einen angebornen Trieb, der weit alle Bildung überspringt.
Nichts in der Welt, keine irdische Hoheit, nicht Reichthum, Rang und Stand
bestechen es; ich könnte hier von Beispielen reden, deren Zeuge ich
gewesen bin.«
. . . Es liegt kein Grund zu der Annahme vor, daß
Beethoven das Gedicht Weißenbachs vor dem Verkehr mit ihm bekommen hätte;
im Gegenteil scheinen die oben gegebenen Mitteilungen aus Weißenbachs
Bericht eine solche Annahme auszuschließen. Auch läßt sich Beethovens
ungeduldige Erwartung, so früh wie nur irgend möglich eine Zusammenkunft
mit Weißenbach zu haben, mit viel größerer Wahrscheinlichkeit daraus
erklären, daß er einen Wink erhalten hatte oder sonst gegründete Hoffnung
hegen mochte, einen Text zu erlangen, welcher besser wäre als der in
seinen Händen befindliche. Was feststeht, ist dies: Beethoven erhielt von
Weißenbach das Gedicht: »Der glorreiche Augenblick«, und legte nun den
andern Text (S. 446) definitiv beiseite" [TDR III: 447-448].
TF
geht dann auf die Namensfeier-Overtüre Op. 115 und deren Entstehung
und Verzögerung ein und kommt danach auf Beethovens Sinn für Humor in
Bezug auf das neue Kupferstichportrait von Blasius Höfel auf der Basis von
Letronnes Portrait ein, wozu Beethoven sagte: "o gott, was ist man
geplagt, wenn man ein so fatales Gesicht hat, wie ich". Dabei kam noch
folgendes heraus, worüber TF wie folgt berichtet:
"Höfel bestätigte
im Laufe der Unterhaltung unbewußt die Erzählungen von Frau Streicher, wie
sie von Schindler berichtet worden, in bezug auf Beethovens betrübliche
Lage in den Jahren 1812-13 (S. 271). Der Einfluß, welchen seine
Geldverlegenheiten, seine mannigfaltigen Enttäuschungen und sein
gedrückter Gemütszustand auf ihn ausübten, war in seinen persönlichen
Gewohnheiten und seiner äußeren Erscheinung in trauriger Weise zu
erkennen. Er pflegte in jener Zeit seine Mittagsmahlzeit meist in einem
Gasthause zu nehmen, welches seitdem niedergerissen worden ist, um einem
Bazar Platz zu machen. Dort sah ihn Höfel oft in einer entfernten Ecke an
einem Tische sitzen, welcher, obwohl er groß genug war, wegen der wenig
einladenden Gewohnheiten, in die Beethoven verfallen war, von den übrigen
Gästen gemieden wurde; die Einzelheiten dürfen wir wohl übergehen. Nicht
selten ging er weg, ohne seine Rechnung zu bezahlen, oder mit der
Bemerkung, daß sein Bruder sie in Ordnung bringen werde; was Karl auch
tat. Er war in seinem Äußeren so nachlässig geworden, daß er zuweilen
geradezu » schmutzig« erschien. Nachdem ihm aber jetzt die freundliche
Sorge der Familie Streicher zuteil geworden (S. 371), nachdem der Ruhm und
die Erfolge der letzten acht Monate ihn erhoben und begeistert hatten, war
sein besseres Selbst wieder erwacht; und obgleich er damals und bis zu
seinem Ende in rein äußerlichen Dingen sorglos und gleichgültig blieb, so
daß er gelegentlich die Empfindlichkeit reizbarer und stolzer Leute sehr
verletzte, so hielt er nun doch auch wieder »auf sein Äußeres«, wie wir
früher nach Czerny anführten" [TDR III: 437-438].
Danach berichtet
TF weiter:
"Mittlerweile war Beethovens Arbeit an der Kantate Op.
136, "Der glorreiche Augenblick" durch den Erhalt des Weissenbach-Texts
etwa Ende September 1814 weit genug für eine Miteinbeziehung derselben in
einige Konzerte gediehen:"
Laut TF wurde das erse Konzert einige
Male verschoben, fand dann aber am 29. November 1814 im Redoutensaal
statt. TF geht dann auf Beethovens eigenes Benefizkonzert am 2. Dezember
1814 ein, das nicht sehr gut besucht gewesen sein soll. Dafür liefert
Maynard Solomon folgende Gründe:
"Nothing could be more evanescent
than such excessive adulation, especially as it was largely founded upon
an artificoal and atypical aspect of Beethoven's music. It was not
surprising, therefore, that the rapidity of Beethoven's rise to popularity
was matched by a correspondingly rapid decline, beginning at the end of
1814. Ironically, the first intimations of Beethoven's fall from grace
conicided with the peak moment of his popularity--the concert of November
29 in the Redoutensaal, at which Der glorreiche Augenblick was heard for
the first time, along with Wellington's Victory and the Seventh Symphony,
before a large audience which included two empresses, the King of Prussia,
and other eminences along with the foremost virtuosos of Vienna. The hall
was filled, the concert was enthusiastically received, and two repeat
concerts were scheduled. But at the repetition of the same program on
December 2, nearly half of the seats were empty. The third proposed
concert was abandoned, and Beethoven gave no public concert of his own
benefit from then until May 1824" [Solomon: 225 --
Solomon schreibt
hier, dass nichts kurzlebiger sei, als solch übertriebene Bewunderung,
besonders da sie auf einem künstlichen und atypischen Aspekt von
Beethovens Musik beruht habe. Es sei daher nicht überraschend, dass der
rapide Anstieg von Beethovens Popularität von einem ebenso rapiden Abstieg
Ende 1814 begleitet worden sei. Ironischer Weise seien die ersten
Anzeichen von Beethovens Fall zum Zeitpunkt seiner höchsten Beliebtheit
aufgekommen, nämlich mit dem Konzert vom 29. November 1814, bei dem Der
glorreiche Augenblick zum erstenmal gespielt worden sei, zusammen mit
Welliingtons Sieg und der Siebten Symphonie, vor einem zahlreichen
Publikum einschließlich der beiden Kaiserinnen, dem König von Preußen und
anderen Würdenträgern, und mit den besten Virtuosen Wiens. Der
Redoutensaal sei voll gewesen, und zwei Wiederholungskonzerte seien
angesetzt worden. Aber bei der Wiederholung des Programms am 2. Dezember
seien die Hälfte der Sitze leer geblieben. Das dritte angesetzte Konzert
hätte nicht stattgefunden, und Beethoven habe seitem bis zum Mai 1824 kein
eigenes Benefizkonzert mehr gegeben].
TF berichtet dann von einem
sehr einschneidenden, tragischen Ereignis am Jahresende, was wir jedoch
hier aus TDRIII widergeben:
"»Die Rolle, die Rasumowski in Wien (zu
dieser Zeit) spielte, war beispiellos glänzend. Gleich in den ersten
Wochen des Congresses hatte er immer ein volles Haus. So notirt Gentz
unterm 18. Sept.: Besuch bei Rasumowski; daselbst ein unermeßlicher
Zulauf, unter andern Lord und Lady Castlereagh, Graf Münster, Graf
Westphalen, Hr. Coke, der Marquis de Saint-Marsan, Graf Castellalfu, alle
Preußen u.s.w. Da aber bald eigentliche Bälle an die Tagesordnung kamen,
und Graf Stackelberg am 29. Oct. 1814 den seinigen gegeben hatte, wo der
Kaiser und die Kaiserin von Rußland, der König von Preußen und sonstige
Größen aller Art erschienen, veranstaltete auch er am 6. Dec. einen
solchen, und Gentz, der den magischen Anblick nur einige Minuten lang sich
gönnte und in jener Nacht noch bis zwei Uhr an seinen Ausfertigungen zu
arbeiten hatte, versichert uns, dieses Fest sei das schönste von allen
denen gewesen, welchen er seit der Ankunft des französischen Monarchen
beigewohnt hatte. Verdunkelt wurde es nur durch diejenigen, welche Kaiser
Alexander selbst in dem nämlichen Palais gab, das er zu diesem Zwecke
seinem fürstlichen Unterthanen entlehnte.«
Wir wenden uns nunmehr
zu Schindler.
»Der Ausgang der zweiten Periode« (von Beethovens
Leben, wie es Schindler einteilt) »hat uns den Tondichter auf einer Stufe
des Ruhmes erblicken lassen, die wohl als eine der erhabensten bezeichnet
werden darf, die je von einem Musiker im Verlaufe seines Kunststrebens
erreicht worden. Vergessen wir aber nicht, daß es Frucht zwanzigjährigen
rastlosen Mühens gewesen. Der welthistorische Moment, mit welchem diese
Ruhmesfeier zusammentraf, konnte nicht verfehlen, das Ereigniß zu den
glanzvollsten zu gestalten, welche die Geschichte der Tonkunst je zu
verzeichnen haben wird. Man vergebe das scheinbar Ueberschwängliche des
Ausdrucks, wenn hinzugefügt wird, daß fast alle am Wiener Congresse
versammelten Herrscher Europa's die Ruhmesurkunde unseres Meisters
besiegelt haben.«
. . . »Dort war der Meister (fährt Schindler
fort) Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit von Seiten aller Fremden; denn
es ist Eigenschaft des schöpferischen, mit einem gewissen Heroismus
verbundenen Genies, die Aufmerksamkeit aller Edlen auf sich zu ziehen.
Oder, ist es nicht Heroismus zu nennen, wenn wir den Tondichter mit
Vorurtheilen jeglicher Art, mit Altherkömmlichem in Hinsicht auf seine
Kunst, mit Neid, Scheelsucht und Böswilligkeit der Musiker in Masse, über
alles dies noch mit dem zur Ausübung seiner Kunst nach verschiedenen
Seiten hin unentbehrlichsten Sinn, dem Gehör, in stetem Kampfe gewahren,
und dennoch die erhabene Stellung, die er sich erstritten? Kein Wunder,
daß ein Jeder sich bemühte, ihm seine Huldigung darzubringen. Von dem
Fürsten (Grafen) Rasoumowsky ward er den anwesenden Monarchen vorgestellt,
die ihm in den schmeichelhaftesten Ausdrücken ihre Achtung zu erkennen
gegeben. Die Kaiserin von Rußland wünschte ihn besonders zu
becomplimentiren. Die Vorstellung fand in den Gemächern des Erzherzogs
Rudolph statt, in denen er auch noch von anderen hohen Personen begrüßt
worden. Es scheint, als habe der Erzherzog den Triumph seines erhabenen
Lehrers stets mitfeiern wollen, indem er die fremden Herrschaften zu
Zusammenkünften mit Beethoven eingeladen hat. Nicht ohne Rührung gedachte
der große Meister jener Tage in der kaiserlichen Burg und im Palaste des
russischen Fürsten, und sagte einstmals mit einem gewissen Stolze, er habe
sich von den hohen Häuptern die Cour machen lassen und sich dabei stets
vornehm benommen.« [TDR III: 464-465].
Thayer-Forbes [S. 601-602]
argumentiert dann, dass Beethoven die Würdenträger des Wiener Kongresses
vor dem Brand des Razumovsky-Palastes dort empfing und danach in den
Gemächern von Erzherzog Rudolph in der Wiener Hofburg.
TF erwänt
dann Beethovens erkaltetes Verhältnis zum preußischen Delegierten
Varnhagen von Ense. Geben wir dies aus TDR III wieder:
"Unter den
Besuchern Wiens in der Kongreßzeit befand sich auch der in den
diplomatischen Dienst übergetretene Varnhagen von Ense in der Gesellschaft
des preußischen Staatskanzlers von Hardenberg. Seine Beziehungen zu
Beethoven (vgl. S. 366) waren indes erkaltet, vielleicht zufolge der
Klagen Olivas über Beethovens Verhalten gegen ihn (S. 313). Sein magerer
Bericht über die Wiederbegegnung mit dem Meister hat ein gewisses
Interesse durch die Bezugnahme auf Fürst Radziwill, dem Beethoven die
(erst 1825 erschienene) Ouvertüre Op. 115 gewidmet hat.
Der Bericht
lautet (Denkwürdigkeiten III, 314-15):
»Musikalische Genüsse boten
sich von allen Seiten dar, Konzerte, Kirche, Oper, Salon, Virtuosen und
Dilettanten, alle gaben ihr Bestes. Der Fürst Anton Radziwill, der in
seiner Komposition des Goethe'schen Faust schon weit vorgerückt war und
hier seinem musikalischen Hange mit aller Innigkeit folgte, war mir Anlaß,
meinen wackeren Beethoven wieder aufzusuchen, der aber seit ich ihn nicht
gesehen, an Taubheit und mürrischer Menschenscheu nur zugenommen hatte und
nicht zu bewegen war, unsern Wünschen gefällig zu sein. Besonders wollte
er mit den Vornehmen nichts mehr zu schaffen haben und drückte seinen
Widerwillen mit zürnender Heftigkeit aus. Auf die Erinnerung, der Fürst
sei der Schwager des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, dessen frühen
Tod er so sehr betrauert hatte und dessen Kompositionen er höchlich
schätzte, gab er etwas nach und wollte sich den Besuch gefallen lassen.
Doch hat sich schwerlich ein näheres Verhältniß angeknüpft. Auch
verzichtete ich darauf, den verwilderten Künstler wiederum zu Rahel zu
führen, denn Gesellschaft machte ihn unwillig und mit ihm allein, wenn er
nicht spielen mochte, war gar nichts anzufangen. Uebrigens war sein Name,
wenn auch berühmt und verehrt, noch keineswegs auf der Höhe der
Anerkennung, die er seitdem erstiegen.« [TDR III: 466-467].
TF
wendet sich dann Beethoven'schen Kompositionen zu, die einen Bezug zum
russischen Zarenpaar Alexandeer I. und Elisabeth Alexejewna gewinnen
sollten. Wir zitieren hier dazzu TDR III:
"Unter den Skizzen zu dem
»glorreichen Augenblick« erscheint auch das Thema zu der Polonäse für
Klavier Op. 89, deren Geschichte folgende ist. Bertolini gab Beethoven den
Rat, da Polonäsen damals sehr beliebt waren, eine solche zu komponieren
und sie der Kaiserin von Rußland zu widmen; denn vielleicht konnte er
hierdurch auch eine Erkenntlichkeit von dem Kaiser Alexander für die
Widmung der Violinsonaten Op. 30 erlangen; eine solche war nämlich nie
erfolgt. Wie gewöhnlich wies Beethoven diesen Rat anfänglich mit
Geringschätzung zurück; schließlich jedoch gewann er eine bessere Ansicht
von dem Vorschlage, setzte sich ans Klavier, improvisierte verschiedene
Themen und forderte Bertolini auf, eins derselben auszuwählen, was dieser
auch tat. Als die Polonäse fertig war, suchten sie Fürst Wolkonski auf, um
durch seine Vermittlung die Erlaubnis zu der beabsichtigten Widmung zu
erlangen. Die Erlaubnis wurde erteilt; Beethoven wurde zur festgesetzten
Zeit zur Audienz bei der Kaiserin zugelassen und überreichte die Polonäse,
für welche er ein Geschenk von 50 Dukaten erhielt. Bei dieser Gelegenheit
wurde er gefragt, ob er je irgend etwas vom Zaren erhalten habe; und da
dies nicht der Fall war, wurden 100 Dukaten für die Sonaten beigefügt"
[TDR III: 486-487].
Am Anfang des Kapitels zum Jahr 1815 diskutiert
TF Beethovens gescheiterte Opernpläne zu "Romolus und Remus" und geht dann
auf Willibrord Mählers Wunsch, ein neues Portrait Beethovens zu malen ein.
So mag laut TF Beethoven wohl ausgesehen haben, als er bei einem großen
Ereignis anwesend war, und dazu zitieren wir in deutscher Sprache wieder
TDR III:
"Am 25. Januar fand auf der Burg aus Anlaß des
Geburtstages der russischen Kaiserin ein großes Fest statt, von welchem
ein Konzert im Rittersaal einen Teil bildete. Die letzte Nummer des
Programms war der Kanon aus Fidelio: »Mir ist so wunderbar«; und durch
einen eigentümlichen Glücksfall erschien Beethoven selbst und spielte hier
zum letzten Male öffentlich vor einer Zuhörerschaft von Kaisern und
Kaiserinnen, Königen und Königinnen, ihren Ministern und ihrem Gefolge.
Wild, welcher aber das Datum des Konzerts einen Monat zu früh ansetzt,
berichtet über die näheren Umstände folgendes:
» . . . Es wäre eben
so unwahr als abgeschmackt, wollte ich läugnen, daß die Auszeichnungen,
welche die versammelten Berühmtheiten mir zu Theil werden ließen, meiner
Eitelkeit schmeichelten; aber dieser Vortrag der Adelaide hatte für mich
eine Folge, welche mein Künstlergemüth unendlich mehr befriedigte; es
wurde nämlich die Veranlassung, daß ich mit dem größten musikalischen
Genie aller Zeiten, Beethoven, in nähere Berührung kam. Der Meister,
erfreut durch die von mir getroffene Wahl seines Liedes, suchte mich auf
und erklärte sich bereit, es mir zu begleiten. Durch meinen Vortrag
zufrieden gestellt, sprach er mir gegenüber die Absicht aus, das Lied zu
instrumentieren. Dazu kam es zwar nicht, doch schrieb er für mich die
Kantate "An die Hoffnung" (Text von Tiedge) mit Klavierbegleitung, welche
ich, von ihm selbst accompagnirt, in einer Matinee vor einer gewählten
Gesellschaft sang« [TDR III: 488-489].
LAut TF war Beethovens
Aufwartung bei der russischen Zarin war das letzte uns überlieferte
Ereignis, das Beethoven in einen direkten Zusammenhang mit den Ereignissen
des Wiener Kongresses gebracht hatte.
Auf unserer deutschen
Kongress-Seite berichten wir weiter wie folgt:
"Was von etwa Ende
Januar bis Anfang Juni 1815 geschah, wird uns auf zwei Ebenen
interessieren: auf der des politischen Ausgangs des Kongresses und auf der
Ebene von Beethovens eigenem Leben. Da Beethoven nun nicht mehr in einem
direkten Zusammenhang mit den Kongressereignissen stand, können wir uns
diese in einem kurzen Überblick betrachten:
Während des Kongresses
verfolgten die verschiedenen Nationen sehr unterschiedliche Ziele. So
erwartete Zar Alexander von Russland wohl, viel polnisches Territorium zu
annektieren und das Herzogtum von Warschau als einen Pufferstaat zwischen
Russland und Preussen zu etablieren. Preussen wiederum bestand darauf, das
ganze Königreich Sachsen zu erhalten. Österreich war mit keinem dieser
Ziele einverstanden und wollte die Kontrolle über Norditalien erhalten.
Gegen die Absichten des britischen Parlaments unterstützte Lord
Castlereagh Frankreich [mit Talleyrend] und Österreich. Darüber soll es
fast zum Krieg gekommen sein, als Zar Alexander ihm nahelegte, dass
Russland etwa 450.000 Soldaten nahe Polen und Sachsen stationiert habe und
er gerne versuchen könne, diese zu entfernen. Castlereagh bot Preussen die
britische Unterstützung für die Annexion von Sachsen an, falls dieses ein
unabhängiges Polen unterstütze. Als der Preussenkönig Friedrich dieses
Angebot öffentlich wiederholte, war der Zar so aufgebracht, dass er
Metternich zu einem Duell aufforderte. Nur der österreichische Kaiser
konnte das verhindern. Ein Bruch zwischen allen Mächten konnte vermieden
werden, als Mitglieder des britischen Parlaments dem russischen
Botschafter mitteilten, dass Castlereagh seine Autorität überschritten
hatte und dass England ein unabhängiges Polen nicht unterstützen würde.
Dies machte Preussen England gegenüber von nun an misstrauisch.
Als
jedoch bekannt wurde, dass Napoleon aus Elba entkommen und auf dem Weg
nach Paris war, erklärten sie ihn am 13. März zum Geächteten, und am 25.
März 1815, also fünf Tage nach seiner Ankunft in Paris, verpflichteten
sich Österreich, Preussen, Russland und England, jeweils 150.000 Soldaten
gegen Napoleon aufzustellen. Dies leitete die letzte Phase der
napoleonischen Kriege mit dem Sieg über Napoleon in der Schlacht bei
Waterloo ein."
Danach konzentrieren wir uns auf Beethovens weiteres
Schicksal in dieser Zeit:
"In Bezug auf Beethovens weitere
Aktivitäten im ersten Halbjahr des Jahres 1815 können wir uns in Bezug auf
seine abgeschlossene "Mitwirkung" am Wiener Kongress im Großen und Ganzen
auf sein persönliches Schicksal konzentrieren. In Band 3 der Henle
Gesamtausgabe seiner Briefe liegen uns dazu mehrere Zeilen des Komponisten
an seine bewährte Freundin, Gräfin Marie Erdödy in Jedlesee vor, und zwar
ab dem 1. März. Zunächst bedankte er sich bei ihr für ihr Schreiben an
ihn. Daraufhin sandte Beethoven mehrere Briefe ans Haus Erdödy, sei es an
die Gräfin selbst oder an Magister Joseph Brauchle. Bereits in den ersten
Zeilen an Brauchle verweist Be ethoven auf seinen "lamentierenden" Bruder
Caspar Carl und seine Krankheit. Wie wir wissen, handelte es sich dabei um
die letzte Phase der Lungenkrankheit Caspar Carls, der dieser dann im
November des Jahres erliegen sollte. Sieben Schreiben nach Jedlesee von
Anfang März bis Mitte April 1815 legen Zeugnis davon ab, dass Beethoven
mehrere Male bei den Erdödys zu Gast gewesen sein muss. Eine weitere
Ursache zur Freude dürfte für Beethoven auch der bereits in unserer Seite
zum Thema Beethoven und Amenda erwähnte Brief seines alten baltischen
Freundes vom 20. März gewesen sein, den er dann am 12. April beantwortete.
Während also Napoleon bereits auf dem Weg in seine letzte Verbannung nach
St. Helena war, genoss Beethoven noch einmal die relative Ruhe seines
letzten "neffenfreien" Sommers.
Danach gehen wir noch kurz auf die
Ergebnisse des am 8. Juni 1815 beendeten Kongresses ein:
"Die
Hauptergebnisse des am 8. Juni 1815 beendeten Wiener Kongresses waren wohl
zum einen die Herstellung des Gleichgewichts zwischen den fünf
Großmächten, der sogenannte "heilige Bund" zwischen Preussen, Russland und
Österreich mit der einhergehenden Verpflichtung zur Beibehaltung der
christlich-patriarchalischen Regierungsformen, der Intervention gegen alle
nationalen und liberalen Bestrebungen sowie der damit verbundenen
Solidarität, und am Rande auch noch die Anerkennung der Schweiz als
neutraler Staat.
Zum Schluss ziehen wir folgendes
Fazit:
"Beethoven und sein von ihm einst so verehrter Held Napoleon
Bonaparte begannen ihren jeweils letzten Lebensabschnitt in mehr oder
weniger persönlicher Freiheit, wobei jedoch Beethoven durch seine
unvergleichliche dritte Schaffensperiode eindeutig als Sieger
hervorging."
Dem wollen wir hier nur das Ende unserer
Online-Biografieseite des Jahres 1815 hinzufügen:
"Das Jahr 1815
sah auch die Erneuerung seiner Freundschaft mit Gräfin Erdödy, in deren
Gesellschaft er im Sommer auf ihrem Landgut Jedlersee viele Stunden
verbrachte. Sie verkaufte ihr Gut im Oktober 1815 und verließ Wien. In
seinem Brief an sie vom 19. September drückte Beethoven seine Besorgnis
über ihre allein gefassten Reisepläne aus. Er befürchtete, dass sich ihre
Gesundheit dadurch verschlechtern würde. Anstatt jedoch in dieser Art
weiterzujammern, versuchte er sich und sie mit diesen Worten zu
trösten:
" . . . wir endliche mit dem unendlichen Geist sind nur zu
leiden und Freuden gebohren, und beynah könnte man sagen die
ausgezeichneten erhalten durch Leiden Freude . . . "
[Quelle:
Ludwig van Beethoven Briefwechsel Gesamtausgabe, Band 3, Brief Nr. 827, S.
161.]
(Original: Bonn, Beethoven-Haus).]
"Am 15. November
1815 erlag Carl van Beethoven seinem Lungenleiden. Der Verstorbene hatte
während seiner letzten Tage Beethoven zusammen mit seiner Gattin Johanna
als Vormund seines neunjährigen Sohnes Carl eingesetzt. Was dies für
Beethoven bedeuten sollte, erkunden wir im nächsten Abschnitt."
Wir sollten schon hier darauf hinweisen, dass in unserem nachfolgenden
Abschnitt, der sich mit dem Rest von Beethovens Leben befasst, die
entsprechenden Abschnitte unserer Online-Biografie hinsichtlich der
Auswirkung von Beethovens Leiden für sich selbst sprechen. Selbstverständlich
steht dabei seine Taubheit sehr dramatisch im Vordergrund.
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SUMMER 1809 TO AUTUMN/FALL
1815
In the last part of our Piano Concert Creation History,
which deals with the Fifth Piano Concerto, we also mention Beethoven's
life circumstances immediately after the bombardement of Vienna, as
follows:
"The French occupation, from the Austrian capitulation to
the July 12th armistice, brought about a worsening of Vienna's economic
situation due to the financial drain on it in form of inflationary price
hikes, scarcity of food, and due to the loans imposed on home owners that
were, of course, again reflected in rents.
May 31, 1809, saw the
death of Joseph Haydn.
Places of leisure such as the Prater and
Augarten were only re-opened to the public at the end of July.
In
his letter to Breitkopf and Härtel of August 8, 1809,
"Vielleicht
können Sie mir eine Ausgabe von Goethes und Schillers vollständigen Werken
zukommen lassen,--von Ihrem literarischen Reichtum get so was so bei Ihnen
ein, und ich schicke Ihnen demfür mancherlei, d.h. etwas, was ausgeht in
alle Welt.--Die zwei Dichter sind meine Lieblingsdichter so wie Ossian,
Homer, welchen letzteren ich leider nur in Übersetzungen lesen kann.--Da
Sie dieselben so bloß mir aus Ihrer literarischen Schatzkammer ausschütten
zu brauchen, so machen Sie mir die größte Freude damit, um so mehr, da ich
hoffe, den Rest des Sommers noch in irgendeinem glücklichen Landwinkel
zubringen zu können.-- . . . " (Schmidt, Beethoven= Briefe: 64; "Perhaps
you can send me an edition each of Goethe's and Schiller's complete
works,--from your literary wealth, something like that will surely reach
you, and in turn, I will send you this and that, i.e. something that will
go out into the entire world.--These two poets are my favorite poets, like
Ossian, Homer, of whom I can read the latter's works only in
translation.--Since you only have to pour these works out to me from your
literary treasure trove, you would do me the greatest favor by it, all the
more since I hope to spend at least some part of the rest of this summer
in some pleasant countryside abode.--")
as we can see, Beethoven
hoped that he would be able to spend at least some time of the remainder
of the warm season outside of the city.
With all of these events
falling into the period that is determined as that of the completion of
the sketches of the Meinertz sketchbook, we can not ascertain as to what
progress this work made at what particular time.
However, we can
see a striking difference between the "spirit" of this Piano Concerto and
the outer circumstances in which it was written, thus confirming to
ourselves the notion that such outer events do not necessarily have to
find a reflection in the "musical spirit" of a composer's
work.
Between Beethoven's most likely October, 1809 completion of
this work and its German publication (it was first published in London in
1810; Cooper points out that Clementi obtained the rights to it [Cooper:
189]), that the works op. 73 - op. 82 were published in London from August
1810 on [Cooper: 197]), and its most likely first performance in 1811,
there would pass the year 1810 nearly uneventfully with respect to it, and
only with respect to the spring of 1811 do we find mention again of this
Concerto's manuscript, by March of that year, being in the possession of
Breitkopf and Härtel for its publication (Thayer: 507). With respect to
Beethoven's view on "human perfection", we might quote this not un-amusing
letter of his to Breitkopf and Härtel of May 6, 1811:
"P.P.
Fehler--Fehler--Sie sind selbst ein einziger Fehler--da muß ich meinen
Kopisten hinschicken, dort muß ich selbst hin, wenn ich will, daß meine
Werke--nicht als bloße Fehler erscheinen.-- . . . --Hier das Verzeichnis
der Fehler.-- . . . Leben Sie wohl, ich hoffe Besserung,--Fehlen Sie
soviel Sie wollen, lassen Sie so viel fehlen, wie Sie wollen--Sie sind bei
mir doch hochgeschätzt; dies ist ja der Gebrauch bei den Menschen, daß man
sie, weil sie nicht noch größere Fehler gemacht haben, schätzt. Ihr
ergebenster Diener Beethoven" (Schmidt, Beethoven= Briefe: 70; "P.P.
Mistakes--mistakes--You, yourself, are a one and only mistake--I have to
send my copyist thither, and there I have to see to it myself that my
works to not--appear as mere mistakes.-- . . . --Here the list of
mistakes.-- . . . Farewell, I hope for improvement.--Make as many mistakes
as you want, let as many mistakes be made as you want,--In my mind, you
are still held in high esteem; that is, after all, a human custom that one
holds one's fellow human beings in esteem since they have not made even
bigger mistakes. Your devoted servant Beethoven").
With respect to
the likely first public performance of this Concerto, we can refer to this
pictorial entry in Todtri Production's Pictorial Beethoven book which
features Friedrich Schneider who reportedly performed this work for the
first time on November 28, 1811, in Berlin."
Here, we should
briefly return to the summer of 1809 and consider how Beethoven was
affected by the French occupation and its consequences. We leanr of this
by reading a passage from the Creation History of the Piano Sonata No. 26,
op. 81A:
"As we already know, Beethoven's creativity was somewhat
hampered by the French occupation (from the night of the bombardement of
May 11 - 12, in which Beethoven, according to Ferdinand Ries' report,
stayed in the basement of his brother Caspar Carl's house and covered his
sensitive ears with pillows, to the truce of July 12th), and also still
during the aftermath and slow return to "normal" life.
On July 26,
Beethoven wrote to Breitkopf and Härtel:
"[Vienna, 26. July
1809]
My dear Sir, you are mistaken if you believed me to be that
well, in this time period, we have experienced fairly concentrated misery,
when I tell you that since the 4th of May I have brought little coherent
[work] into the world only here and there a fragment -- the entire
sequence of events has had its effect on my body and soul, I can not yet
partake in the enjoyment of country life that is so indispensable to me
--
. . . -- the contributions are beginning with today's date[4] --
What a destructive wild life around me nothing but drums canons human
misery of all kind -- "
(Quoted and translated from: Ludwig van
Beethoven Briefwechsel Gesamtausgabe, Volume 2, Letter No. 392, p.
71-73)
(Original: Bonn, Beethoven-Haus; to [4}: refers to the
monetary contributions Viennese had to make to support the French
Military, and new orders had been issued on that date, Beethoven was also
directly affected; detail taken from p. 72)
With respect to this
period, Cooper quotes a report by Baron de Tremont who visited Beethoven
during the French occupation. On top of everything else, on this
particular day, Beethoven, as Cooper reports, had no servants at his
disposal:
"Picture to yourself the dirtiest, most disorderly place
imaginable--blotches of moisture covered the ceiling; an oldish grand
piano, on which the dust disputed the place with various pieces of printed
and manuscript music; under the piano (I do not exaggerate) an unemptied
chamber pot; beside it, a small walnut table accustomed to the frequent
overturning of the secretary placed upon it; a quantity of pens encrusted
with ink, compared with which the proverbial tavern-pens would shine; then
more music. The chairs, mostly cane-seated, were covered with plates
bearing the remains of lat night's supper, and with clothing, etc."
(Cooper: 184-186).
Cooper calls this report by Tremont even more
extreme than those of other visitors, which can certainly be explained by
the particular circumstances during that time. However, Cooper also points
out that Beethoven's sketchbook of that period, Landsberg 5, confirms that
his high productivity level of previous years suffered a great deal in
1809. For this period, this sketchbook shows sketches for the Fifth Piano
Concerto and the Lebewohl Sonata, but after that, only a few sketches here
and there.
With respect to the completion of the remainder of this
sonata, Thayer (p. 474-475) surmises, "We suppose the sonata to have been
completed in 1809 and delayed until January 30th", while he also states
that the sonata might have been held back until the Archduke's return on
January 30, 1810."
What came after that? In our Online Biography we
can read the following:
"In 1809/1810, Beethoven joined a new
circle of friends in the company of Baron von Gleichenstein, the
Malfattis. Beethoven became infatuated with Therese von Malfatti, then
eighteen years old, and even wrote to Wegeler and asked him to obtain for
him his baptismal certificate. Stephan von Breuning advised Wegeler
subsequently that Beethoven's marriage plans "fell
through"."
During this time, Beethoven also worked on his
composition of the Overture and incidental music to Goethe's "Egmont."
With respect to the premiere of the drama in Vienna on June 15, 1810 and
the prior rehearsals, from our Creation History of "Egmont," we can read
the following charming report by Thayer-Forbes:
. . .
I approached him without embarrassment when my aunt of blessed memory, my
teacher and benefactress, called me to her rooms and presented me to him.
To is question: 'Can you sing?' I replied without embarrassment with a
decided 'No!' Beethoven regarded me with amazement and said laughingly,
'No?' But I am to compose the songs in Egmont for you.' I answered very
simply that I had sung only four months and had then ceased because of
hoarseness and the fear that continued exertion in the practice of
declamation might injure my voice. Then he said jovially with an adoption
of the Viennese Dialect: 'That will be pretty how you do!'--but on his
part it turned out to be something glorious.
We went to the
pianoforte and rummaging around in my music. . . . he found on top of the
pile the well-known rondo with recitative from Zingarelli's Romeo and
Juliet. 'Do you sing that?' he asked with a laugh which shook him as he
sat down hesitatingly to play the accompaniment. Just as innocently and
unsuspiciously as I had chatted with him and laughed, I now reeled off the
air. Then a kind look came into his eye, he stroked my forehead with his
hand and said: 'Very well, now I know.' --he came back in three days and
sang the songs for me four times. After I had memorized them in a few days
he left me with the words: 'There, that's right. So, so that's the way,
now sing thus, don't let anybody persuade you to do differently and see
that you do not put a mortant in it.' He went; I never saw him again in my
room. Only at the rehearsal when conducting he frequently nodded to me
pleasantly and benevolently. One of the old gentlemen expressed the
opinion that the song which the master, counting on certain effects, had
set for orchestra, ought to be accompanied by a guitar. Then he turned his
head most comically and, with eyes flaming, he said, 'He knows!' . . ."
[TF 484-485]."
With respect to the last scene we as lay people,
might at least guess that Beethoven's hearing had not deteriorated
entirely, yet.
What happened this summer, after that? With respect
to this, we can read the following in our Creation History of the String
Quartet, Op. 95, called "Serioso":
"Now, let us consider other
Beethoven literature and see what it can tell us with respect to
Beethoven's whereabouts in the summer of this year. Thayer-Forbes (p. 499)
refers to Beethoven's lines to Nikolaus Zmeskall of July 9th, with our own
translation:
"Dear Z! you are travelling,[2] I, too, am supposed to
travel, and that on account of my health,[3] meanwhile, everything is
going topsy-turvy with me, the Lord[4] wants me with him, art not any
less, I am half at Schönbrunn, half here,[5] every day, new enquiries
arrive from strangers, new acquaintances, new relationships, even with
respect to art, sometimes I might be tempted to go mad about my undeserved
fame, fortune is seeking me out, and because of it, I am almost afraid of
a new misfortune. . . . farewell good Z. hopefully we will see each other
again in such a way that you will see that, during this time, my art has
gained, again --
remain my friend as I will remain
yours
Beethowen . . . "
[Source: Ludwig van Beethoven
Briefwechsel Gesamtausgabe, Vol. 1, Letter No. 454, p. 135-136; Original:
Vienna, Österreichische Nationalbibliothek; to [2]: refers to the
possibility that Zmeskall might only have planned a short journey since
he, according to the GA, had returned to Vienna at the end of July; to
[3]; refers to the fact that already in the summer of 1810, Beethoven's
physicians are reported as having advised him to visit the health spas in
northern Bohemia. However, for this year, these plans were not carried
out, since he was held up at Schönbrunn for too long; to [4]: refers to
Archduke Rudolph; to [5]: refers to Griesinger's report of June 20, 1810,
to Breitkopf & Härtel, about Beethoven's giving compositional lessons
to Archduke Rudolph and about mostly staying at Schönbrunn. Details taken
from p. 136].
Beethoven's comment before note [5] appears to
confirm Cooper's reports that, in the late summer of 1810, Beethoven
(also) stayed at Baden. Kropfinger's Table (p. 34) places Beethoven at
Baden from July to October 6th/11th.
With respect to this,
Thayer-Forbes writes:
"He took no country lodgings this
summer--alternating between Baden and Vienna, and indulging in lonely
rambles among the hills and forests" [Thayer-Forbes: 501].
As
already mentioned above, Cooper assumes that Beethoven occupied himself
with the composition of this string quartet in late summer, 1810, mainly
at Baden, while Thayer-Forbes reports that:
" . . . True, he wrote
to Zmeskall and talked of his art as if great things were in prospect; but
he had no heart for such labors, and not until October did he take up and
finish the "Quartetto Serioso" (Op. 95) for his friend" (Thayer-Forbes:
501).
Therefore, according to Cooper, we can imagine Beethoven both
at Baden and in Vienna being occupied with the completion of Op. 95, in
October 1810."
As we can see, during this time, Beethoven did not
always know whether he was coming or going and surely needed his "lonely
rambles among the hills and forests" before he finished the Op. 95 in
October 1810.
For the remainder of the year 1810 and the first half
of 1811, we do not have precise information as to Beethoven's activities.
In our article on Bettina Brentano's eforts to bring Goethe and Beethoven
together, which is a part of our project of "Goethe and Beethoven," we can
read the following:
"As TF [p. 506-507] further writes in the
chapter to the year 1811, the friendly contact with the Brentano family
also kept Beethoven's interest for Bettina alive. According to TF, Bettina
had become engaged to the poet Achim von Arnim on December 4, 1810, and
had married him in secret in 1811. TF then lets the letter by Beethoven to
Bettina follow that is considered genuine:
'Vienna, February 10,
1811
Beloved, dear Bettine!
I have already received two
letters from you and see from your letters to Toni[3] that you still think
of me and much too favorably.-- I carried your first letter around with me
all summer and it has often made me overjoyed. Even if I did not write to
you often and you never see me, yet I write to you a thousand times a
thousand letters in my thoughts-- I could have imagined how you feel
amidst the cosmopolitan rabble in Berlin even if you had not written about
it; a lot of chatter about art without deeds!!!!! The best description of
it is in Schiller's poem 'Die Flüsse,' where the Spree speaks[4]-- You are
to be married, dear Bettine, or have already been, and I have not been
able to see you once more before then. May all the happiness with which
marriage blesses the married, flow upon you and your husband.-- What shall
I tell you about myself? 'Pity my fate,' I cry with Johanna.[5] If I can
save a few years for myself for that and all other weal and woe I shall
thank Him the all-comprehending and Exalted.-- If you write to Goethe
about me, pick out all the words which express my deepest reverence and
admiration for him. I am about to write to him myself concerning Egmont
for which I have composed music and, indeed, purely out of love for his
poems which make me happy. But who can sufficiently thank a great poet,
the most precious jewel of a nation?-- And now no more, dear good B. It
was 4 o'clock before I got home this morning from a bacchanalian feast at
which I had to laugh so much that I shall have to weep correspondingly
to-day; boisterous joy often forces me powerfully back in upon myself
again.-- As to Clemens,[6] many thanks for his kind offer. As to the
cantata, the subject is most sufficiently important for us here; it is a
different matter in Berlin. As concerns my affection, the sister has
monopolized it so much that little will be left for the brother; does that
suffice him?-- Now farewell, dear B, I kiss your forehead and thus impress
upon you as with a seal all my thoughts of you.-- Write soon, soon, often
to your friend
Beethoven
Beethoven lives on the Mölker
Bastei in the Pascolati House.' [TF: 506-507.]
Now that we have
arrived in the year 1811 in our time travel, we can deal with the
questions as to when Beethoven started to work on his Seventh Symphony. In
order to do so, let us look at our creation history:
"That 1809 was
not the year in which Beethoven began his work on Op. 92 becomes clear
from the following comment from Thayer-Forbes's chapter to this
year:
"Mention should be made of the so-called Petter sketchbook,
now part of the Bodmer collection in Bonn. Unger has resolved the conflict
between Thayer and Nottebohm concerning the date of this sketchbook by a
closer study of the properties of the paper used. The book consists of two
parts which did not originally belong together: a first section of only 9
sheets belonging to the year 1809 and a second section of 65 sheets
belonging to the second half of 1811.[11: See Max Unger, "Eine Schweizer
Beethoven-Sammlung," NBJ, v. (1933), p. 455] Thus work on the seventh and
eighth symphonies which occurs almost completely in the second section of
the sketchbook was not really started at all this year as Thayer had
supposed. At this time there are only the merest hints of the works to
come. What follows is Thayer's description of the significant material in
the first 18 pages which can be dated, as he suggests, the winter of
1808-1809" {TF: 473].
In the chapter to the year 1810,
Thayer-Forbes writes that Thayer's "conception of the barrenness of the
decade 1810-1819 would have been modified had he known that not only the
main work but the origin of most of the important melodic ideas of the
Seventh and Eighth Symphonies occurred in 1811 and 1812, and not in 1809
as he had supposed. . . . " [TF: 483].
In the chapter to the year
1811, the Thayer-Forbes edition of 1964 again discusses the Petter
Sketchbook:
"According to Unger, the last 130 pages of the Petter
sketchbook are to be dated from the middle of 1811 to well into the
following year. Thayer believed that most of them were to be dated 1809.
The importance in the redating of these sketches is the establishment of
1811 as the year in which work started on the seventh and eighth
symphonies, and even early attempts at what was to become the choral
section of the Ninth Symphony. Thayer's summary of these pages
follows:
Viola [Note sample]
With few interruptions, such as
a theme for a "symphony without drums," "good triplets of another sort,"
the Allegretto and Finale of the Seventh Symphony are the subject of the
studies for more than forty pages. That modest gem--the theme of the
Allegretto--is still the same throughout; but how astonishing the number
and variety of forms for its setting, that were tested, before the
majestic, the sublime simplicity was attained, which satisfied the
exquisite taste of its creator! [Theyer-Forbes: 518-519].
With
respect to the Seventh Symphony, TF's discussion of the Petter Sketchbook
arrives at the result that his work on this symphony had begun in
1811.
Beethoven's Life Circumstances and the Progress of his
work on Op. 92
As Barry Cooper reports, in the year 1811,
Beethoven left Teplitz very refreshed and
"apparently made a brief
visit to Lichnowsly's castle at Grätz before returning home. He now
planned to write an opera, if a suitable text could be found, and started
on his Seventh Symphony . . . " [Cooper: 205].
Beethoven's
correspondence of the fall of 1811 reflects his negotiations with
Breitkopf & Härtel in Leipzig, his stay at Teplitz and also his
'usual' Viennese contacts:
- In his letter of October 8, 1811 to
the Leipzig publisher, Beethoven first thanked him for his invitation to
Leipzig and then discussed Archduke Rudolph's possible appointment as
Primas of Hungary: "I, myself am offering myself to His Imperial Highness
who, as Primas of Hungary, would have and income of not any less than 3
millions, so that I would spend 1 million purely for myself [of course, I
am referring to all good musical siprits that I would invoke on my behalf]
. . . " [Source: Ludwig van Beethoven Briefwechsel Gesamtausgabe, Vol. 2,
Letter No. 523, p. 214-218; Original: Bonn, Beethoven-Haus, Bodmer
Collection];
. . .
- Beethoven's last letter to Berlin was
that to the singer Amalie Sebald and has, unfortunately, only been
preserved as a fragment, so that we do not know what he wrote to his ' . .
. zartfühlende Amalia" [Source: Ludwig van Beethoven Briefwechsel
Gesamtausgabe Vol. 2, Brief No. 526, p. 221 - 222; Original: Bonn,
Beethoven-Haus, Bodmer Collection];
Cooper also discusses
Beethoven's further activities during this winter:
"During the
winter of 1811-12, when he was again plagued by poor health, Beethoven
completed nine more Irish folksong settings for Thomson, which he
despatched in February, but his main work was on the Seventh Symphony . .
. " [Cooper: 206].
Also Solomon [p. 218] writes that "The Seventh
Symphony was completed in April 1812".
From our Online Biography we
know that Beethoven spent the summer of 1812 in Bohemia and that, in July
of that year, he wrote his famous letter to his "Immortal Beloved." With
respect to this, we quote from the relevant passage of our Online
Biography:
"The years 1810 - 1812 are characterized by Beethoven's
friendship with the Brentano family, his relationship with the Immortal
Beloved of his famous July 1812 letter to her (Solomon research favors
Antonie Brentano, Kaznelson's, Harry Goldschmidt's and Marie-Elisabeth
Tellenbach's Josephine von Brunsvik, and Gail S. Altman's Countess
Erdödy), his ultimately not taking up or not being able to take up her
offer to live with him, his summer 1811 and 1812 stays in Teplitz and his
meeting there of an interesting circle of artists which, in the second
year, also included his encounter with Goethe, his retreat from the
company of the Brentanos (with whom he vacationed in Karlsbad from late
July to the beginning of September) to Teplitz in a state of renewed
illness and the comforting company of the Berlin singer Amalie Sebald, his
October 1812 interference in Linz into his pharmacist brother Johann's
common-law living arrangements with his later wife Therese, and his return
to Vienna in late fall, by which time his grieving process over the
already pending(?) loss of the (in any event married) Immortal Beloved had
him in its grip."
That this grieving process might also have
contributed to his hearing becoming worse is something that cannot be
ruled out. What would fit to this scenario is that Beethoven
might more and more have relied on the ear trumpets Johann Nepomuk Mälzel
was making for him. With respect to this, let us quote
TDR in German and then translate it into English:
"Von Schönbrunn
aus bezog Mälzel Zimmer in Steins Pianofortefabrik am Glacis zwischen der
Karlskirche und dem Gasthause zum Mondschein und begann dort die
Konstruktion eines neuen und verbesserten Panharmonikous, nachdem er sein
erstes in Paris verkauft hatte. Dies war seine
Hauptbeschäftigung im Jahre 1812. Der kürzlich
verstorbene Karl Stein erinnerte sich deutlich der häufigen Besuche
Beethovens in Mälzels Werkstätte, der großen Vertraulichkeit zwischen den
beiden Männern und der fortgesetzten Versuche des Mechanikus, ein Hörrohr
zu konstruieren, welches der taube Komponist praktisch brauchbar und
vorteilhaft finden möchte. Es ist bekannt, daß von den
vier angefertigten Instrumenten eines ihm so weit genügte, daß er es etwa
acht bis zehn Jahre lang gelegentlich benutzte" [TDR 345-346;--
--From Schönbrunn Mälzel moved into rooms in Stein's
piano factory at the Glacis between St. Charles' Church and the Inn "zum
Mondschein" and there began the construction of a new and improved
panharmonicum after he had sold his first one in Paris.
This was his main occupation in 1812. Karl Stein who had
recently passeed away clearly remembered the frequent visits by Beethoven
in Mälzel's workshop and the close contact between them and the continued
efforts of the mechanic to build an ear trumpet that the deaf composer
might actually find usable. It is known that of the four
instruments that Mälzel made for him, at least one was useful enough for
him to use it for eight to ten years."
What effect Beethoven's
grief over the loss of his "Immortal Beloved" had on him in 1813, we can
read in our Online Biography:
"The year 1813 saw the continuation
of Beethoven's grieving process over the loss of his Immortal Beloved. In
this context, Solomon reports of Beethoven's increasing discussions
between Baron Zmeskall and himself of either only Zmeskall's or their
mutual frequenting, of the so-called Fortresses (which should be looked at
very cautiously due to the fact that the proper translation of Beethoven's
original letters carries with it the burden of Beethoven's unclear
punctuation and, let us say his, at least 'unusual', use of German
syntax), and his possible flight from the scene at Countess Erdödy's
Jedlersee estate in the summer, in an attempt to end his life (for which
Cooper finds no convincing base].
In the spring of 1813,
Beethoven's brother Caspar Carl had his first serious bout with
consumption. At its dramatic peak, Caspar Carl signed a
declaration to the effect that he wished his older brother Ludwig to take
over the guardianship of his son Carl in case of his
death. Caspar Carl recovered once more.
Beethoven's own pecuniary situation had worsened with the 1812 accidental
death of Prince Kinsky, as well as due to the decline in the actual value
of the Viennese currency and due to the "non-payment of the Kinsky and
Lobkowitz subscription to his annuity" (Thayer: 552).
To what
extent Beethoven's hearing los affected his life and his work in the years
1914 and up to the fall of 1815, we can, on the one hand, read up on in
our Online Biography, but also in further interesting pages of our
webstie. Let us begin with our Online Biography and the year
1814:
"Whether or not, as reported in Thayer-Forbes, the Streichers
found Beethoven in a very deplorable state in the summer of this year,
whether or not Nanette Streicher took it upon herself to replenish
Beethoven's wardrobe and to straighten out his household affairs, and
whether or not the Streichers also urged Beethoven to set aside some money
for the future, can neither be confirmed nor entirely ruled out. In the
event that we can follow Thayer-Forbes in this respect, this would have
allowed Beethoven to re-direct his energy towards improving his lot, and
it would not come as a surprise that Beethoven should have let himself be
"inspired" by the idea of the Regensburg musician and musical mechanic
Johann Nepomuk Mälzel (he invented the musical metronome, developed a new
and improved panharmonicum, and also built some very effective ear drums
for Beethoven's use) to write the Battle Symphony in celebration of
Wellington's June 21st, 1813 victory at Vittoria over Napoleon. The
orchestra version was first performed at the December 8 and 12 University
Hall benefit concerts for the Austrian and Bavarian veterans, at which
time the Seventh Symphony was also first performed. The concerts were a
resounding success and cemented Beethoven's popularity as a composer. For
ardent Mozart lovers it may be of interest to note that Antonio Salieri
was found supervising the drum section of the orchestra..... In 1814,
Beethoven's and Mälzel's plans to take the Battle Symphony to England did
not materialize. An argument arose as to the exact authorship of each part
of this work which led to a law suit Beethoven commenced. It lasted for
several years before a mutual settlement was reached."
"Beethoven's
new popularity led, however, to the performance of this long forgotten and
recently more often played work at various benefit concerts and concerts
for Beethoven's own benefit throughout 1814. His popularity also led the
directors of the Imperial Opera to select Fidelio to be staged at
performances for their own benefit. Beethoven and the theater poet
Treitschke thoroughly revised the work. A new overture was also planned.
Beethoven had begun to write this piece but could not finish it. On the
morning of the premiere at which he was supposed to lead the final
rehearsal, he had to be fetched from his home, where he was found sound
asleep in bed, with the score to the unfinished overture strewn around on
the bed and on the floor, and a casket of red wine with a biscuit in it on
his bedside table....."
"The opera was performed sixteen times
during this year and also contributed to Beethoven's success as a
composer. Whatever financial gain Beethoven made during this year was set
aside. He bought bank shares, the use of which he would not find himself
to have permission due to certain upcoming circumstances." ].
Now
let us turn to our own Creation History of Beethoven's only opera and look
at the year 1814:
The Year 1814
"Those of you who have read
our creation history of the 'Battle Symphony' might recall that the
staging of this work in 1814 brought for Beethoven as one of the most
significant consequences the revival of Fidelio. This time, however, the
revision of the text was to be entrusted to Georg Friedrich Treitschke
(4). This revival came about mainly due to the sudden popularity of
Beethoven's music, and we might best quote Treitschke directly from Thayer
who relies on the publication of this in Orpheus, Musikalisches
Taschenbuch für das Jahr 1841 (Vienna), edited by August Schmidt (pp.
293ff):
"The Inspizienten of the R. I. Court Opera, Saal, Vogl and
Weinmüller, were granted a performance for their benefit, the choice of a
work being left to them, without cost" (Thayer: 571-572).
"Since
chances were that the opera of a recently very popular composer would draw
the most crowds, the choice fell on Beethoven's Fidelio, since it could be
produced at no cost to the institution and might guarantee them a handsome
revenue. Treitschke's further account is as follows:
"Beethoven was
approached for the loan of the opera and very unselfishly declared his
willingness, but on the unequivocal condition that many changes be made.
At the same time he proposed my humble self as the person to make these
changes. I had enjoyed his more intimate friendship for some time, and my
twofold position as stage-manager and opera-poet made his wish a pious
duty. With Sonnleithner's permission I first took up the dialogue, wrote
it almost wholly anew, succint and clear as possible--an essential thing
in the case of Singspiele" (Thayer: 572).
Treitschke then moves on
to discussing the particular changes he made:
"The scene of the
entire first act was laid in an open court; the psoitions of Nos. 1 and 2
were exchanged; later the guard entered to a newly composed march;
Leonora's Air received a new introduction, and only the last movement, 'O
du, für den ich alles trug,' was retained. The succeeding scene and duet--
according to Seyfried's description 'a charming duettino for soprano
voices with concertante parts for violin and violoncello, C major, 9/8
time'-- which was on the old book, Beethoven tore out of the score; the
former was unnecessary, the latter a concert piece. I was compelled to
agree with him; the purpose in view was to save the opera as a whole. A
little terzetto for Rocco, Marcelline and Jaquino which followed ('a most
melodious terzetto in E-flat' as Seyfried says) fared no better. There had
been a want of action and the music did not warm the hearers. A new
dialogue was desired to give more occasion for the first finale. My friend
was again right in demanding a different ending. I made many plans: at
leght we came to an agreement: to bring together the return of the
prisoners at the command of Pizarro and their lamentation."
"The
second a act offered a great difficulty at the very outset. Beethoven at
first wanted to distinguish poor Florestan with an aria, but I offered the
objection that it would not be possible to allow a man nearly dead of
hunger to sing bravura. We composed one thing and another; at last, in his
opinion, I hit the nail on the head. I wrote words which describe the last
blazing up of life before its extinguishment:
'Und spür ich nicht
linde, sanft säuselnde Luft,
Und ist nicht mein Grab mir
erhellet? Ich seh', wie ein Engel, im rosigen Duft, Sich tröstend
zur Seite mir stellet. Ein Engel, Leonoren, der Gattin so
gleich! Der führt mich zur Freiheit,--ins himmlische
Reich!"
"What I am now relating will live forever in my memory.
Beethoven came to me about seven o'clock in the evening. After we had
discussed other things, he asked how matters stood with the aria? It was
just finished, I handed it to him. He read, ran up and down the room,
muttered, growled, as was his habit instead of singing--and tore open the
pianoforte. My wife had often vainly begged him to play; to-day he placed
the text in front of him and began to improvise marvellously--music which
no magic could hold fast. Out of it he seemed to conjure the motive of the
aria. The hours went by, but Beethoven improvised on. Supper, which he had
purposed to eat with us, was served, but--he would not permit himself to
be disturbed. It was late when he embraced me, and declining the meal, he
hurried home. The next day the admirable composition was finished"
(Thayer:572-753).
Röckel reports to this that the Italian Radici,
the new 1814 Florestan, hoped to be applauded after he would have finished
his air. This, however, was, according to Röckel, not possible and also
very uncalled for atfer the planned pianissimo ending of the air that was
accompanied by the con sordino of the violins. How was Beethoven to solve
this problem without, on the one hand, offending the singer nor, on the
other hand, spoiling the intended effect of this air? He accomplished this
by shortening the adagio and by adding as conclusion an allegro that would
lead the tenor into his high registers. However, also keeping in mind the
following entrance of Rocco and Fidelio in pursuit of their task of
digging a grave for Florestan and the practical impossibility of allowing
for applause in-between the end of the air and their arrival, Beethoven
came up with the idea of adding to the allegro a small coda for the
orchestra that ends on a new pianissimo and thereby restores the silence
required for the entrance of Rocco and Fidelio in pursuit of their
sinister task.
Treitschke continues his account by mentioning that
the changes to the second act mainly consisted of abbreviations and
changes to the poetry, as, for example, the interruption of the quartet Er
sterbe etc. by a short break in which Jaquino and others enter to report
the arrival of the minister, so that Pizarro can not carry out his murder
of Florestan because he is called away, and that, after the next duet,
Rocco re-enters to accompany Florestan and Leonore to the
minister.
This solution had Treitschke accomplish a change of
scenery from the dungeon to the conclusion of the opera "in full daylight
upon a bright green courtyard of the palace" (Thayer: 574), which was a
desirable improvement in his mind.
With respect to an interesting
source of information to the revision of Fidelio, Thayer mentions the
so-called Dessauer sketchbook, reportedly in the possession of the
archives of the Gesellschaft der Musikfreunde in Vienna, that has been
determined as belonging to the year 1814, containing the two new finales
of the opera, but also an interesting remark by Beethoven on page 72, "For
Milder, B-flat above", most likely referring to the "measure before the
last in Leonore's aria" (Thayer: 574).
This sketchbook also
contains, on page 82, Florestan's air, page 90 features the melodrama,
page 108 the recitative "Abscheulicher, wo eilst du hin", and sketches for
the overtures to Fidelio, all thoroughly reviewed by Nottebohm. At this
point, we are not listing sketches to other works of this year that are
contained in it.
Beethoven has interrupted in his revision work by
the concert of February 27th that he was supposed to give and that he
mentioned in his letter to Count Franz von Brunsvik of February 13, 1814,
and in his not to Archduke Rudolph. (The details to the February 27th
concert can be looked up in our history of "Wellington's
Victory".
"A further matter delayed both composer and libretto
reviser in their work on Fidelio. Let us quote Thayer on this:
"The
French Armies had so often taken possession of the capitals of the various
Continental states, that the motives are inconceivable, which induced
Schwarzenberg to restrain the approach of the allied armies on Paris,
until Blücher's persistence, enforced by his victories, at last compelled
the Commander-in-Chief to yield the point. When this became known in
Vienna, it was determined to celebrate the event, so soon as news of it
should arrive, by an appropriate performance in the Court Opera. To this
end, Treitschke wrote a Singspiel in one act entitled Gute Nachricht (Good
News). Of the nine pieces of music in it, the overture was given to Hummel
and the concluding chorus, 'Germania, wie stehst du jetzt im Glanze da',
to Beethoven" (Thayer: 576-577).
Let us return to Fidelio, however,
and report that it was at the end of March when Beethoven received from
Treitschke the completely revised libretto, and his note to Treitschke
reads as follows: "I have read your amendments to the opera with great
pleasure; they determine me the more to rebuild the ruins of an old
castle" (Thayer: 577).
Yet, Beethoven's attention was again
diverted from continuously working on rebuilding those ruins, and that by
such matters as the concert he was to give at the Hotel zum Römischen
Kaiser on April 11th, namely for a military charity, arranged by the owner
of that property and by Schuppanzigh. (one of the works performed was op.
97, the Archduke Trio). In the course of the exchange of notes for the
rehearsal of this Trio, Anton Schindler appears for the first time as
messenger between Schuppanzigh and Beethoven who reportedly recognized
this young man again at that concert. However, as Thayer points out, it
should be noted that there was no further direct contact between Beethoven
and Schindler until later in 1814.
Since the good news of the final
victory of the allied armies reached Vienna on April 10th, the Gute
Nachricht was also performed on April 11th.
We should not fail to
mention here that on April 15th, 1814, Beethoven's old friend and patron,
Prince Karl Lichnowsky--who had supported him in the revision of the first
version of the opera by holding the revision soiree at his residence in
December, 1805--passed away. Unfortunately, we do not have any direct
comment of Beethoven as to how this might have affected him.
About
this time, the composer discussed, in a note to Zmeskall, his move to new
lodgings.
He moved from the Pascqualati house to the first story of
the Bartenstein house, which was also situated at the Mölkerbastei,
thereby still remaining in the vicinity of some of his friends (such as
Princess Lichnowsky and the Erdödys).
With respect to the setbacks
in his work on the opera, Beethoven mentioned in a note to Treitschke that
four to five days had been stolen from him on account of the "cantata"
(probably referring to Die gute Nachricht).
With respect to the
just-mentioned note of Beethoven to Treitschke we might wish to quote the
remainder of it since it provides us with an impression of how the
'rebuilding of an old ruin' was affecting Beethoven in his actual
execution of his intention:
" . . . now, of course, everything must
be done at once; and I could write something new more quickly than add new
things to old as now. I am accustomed in my composing, even in my
instrumental music, to keep the whole in view. But here my whole has--in a
certain way--been distributed everywhere and I have got to think myself
back into my work ever and anon-- It is not likely that it will be
possible to give the opera in two weeks' time. I think that it will be in
4 weeks. Meanwhile the first act will be finished in a few days--But there
still remains much to do in the second Act, and also a new overture, which
will be easiest because I can compose it entirely new. Before my Akademie
a few things only were sketched here and there, in the first as well as
the second act. It was not until a few days ago that I could begin to work
things out. The score of the opera is as frightfully written as any that I
ever saw. I have to look through note after note (it is probably a
pilfered one). In short, I assure you, dear T. the opera will secure for
me the crown of martyrdom. If you had not given yourself so much pains
with it and revised everything so successfully, for which I shall be
eternally grateful to you, I would scarcely have been able to bring myself
to it.--You have thereby saved some good remainders of a ship that was
stranded.--
If you think that the delay with the opera will be too
long, postpone it till some future time. I am going ahead now until
everything is finished, and, just like you, I have been changing
everything and making it better, which I see more and more clearly every
moment. But it cannot go as fast as if I were composing something new--and
in 14 days that is impossible.-- Do as you think best, but as a friend of
mine. There is no want of zeal on my part.
Your Beethoven" (Thayer:
580-581).
The "Gute Nachricht" saw several repeat performances that
were concluded on May 3rd, so that Treitschke felt compelled to urge
Beethoven on to come to an end with his Fidelio revisions. In spite of
their not having neared completion yet, rehearsals at the opera began in
mid-April, with the performance being schedule for May 23rd.
With
respect to Beethoven's 'progress', Thayer reports of a memorandum of the
composer on his revision, reading: "The opera Fidelio [ ? } March to 15th
of May, newly written and improved" (Thayer: 581). This was dated May
15th, a Sunday, and Beethoven's specific answer to Treitschke the 17th,
which is not featured in detail, as opposed to a letter ascribed to the
14th of May:
"Worthy T! Your satisfaction with the chorus delights
me infinitely.-- I was of the opinion that you ought to apply all the
works to your profit and therefore mine also. But if you do not want to do
this, I should like to have you sell it outright for the benefit of the
poor.
Your copyist and Wrantisky were here yesterday about the
matter, I told them, that you, worthy Tr., were entirely master in the
affair.-- For this reason I await now your frank opinion.-- Your copyist
is an ass!--but he is completely lacking in the well-known splendid ass's
skin [Eselshaut]-- Therefore my copyist has undertaken the work of
copying, and by Tuesday little will remain to be done, and my copyist will
bring everything to the rehearsal-- As for the rest, the whole matter of
the opera is the most wearisome thing in the world, and I am dissatisfied
with most of it--and--there is hardly a piece in it to which in my present
state of dissatisfaction I ought not to have patched for some
satisfaction.-- That is the great difference between being able to
surrender to free reflection or enthusiasm--
wholly your Beethoven"
(Thayer: 581).
According to Treitschke, the final rehearsal took
place on May 22nd. However, the overture was not completed, yet, and that
it might have been on the 20th or 21st of May that Beethoven was out for
dinner with his friend, Dr. Bertolini, at the "Römischer Kaiser", where
he, when the bill of fare was delivered, took it and started drawing lines
on the back side and began to write notes. Urged by Bertolini to leave,
Beethoven held him back, indicating that he had just now come up with an
idea for the new overture and that he stayed to finish its initial
sketch.
Treitschke's report continues by mentioning that on the
actual final rehearsal morning of May 22nd, Beethoven was absent while
everybody still waited for him. Finally, it was decided to fetch him from
his apartment, where he was found fast asleep in bed, a glass of wine with
a bisquit in it standing next to him, but also aburnt-out candle, and the
sketches to the overture being strewn all over the floor, bearing witness
to the fact that, while Beethoven must have been working long into the
small hours, he was not able to complete the overture.
With respect
to what was actually used that evening as a replacement overture, there
are different accounts, with Schindler insisting on the overture to
Leonore as having been played and Seyfried recalling the overture Die
Ruinen von Athen as having been performed. A contemporary comment featured
in Der Sammler sides with Seyfried.
An 1823 conversation of
Beethoven has been preserved in which he remarked: "The people applauded,
but I stood ashamed; it did not belong to the rest" (Thayer:
582).
. . .
With respect to the 1814 Vienna premiere of the
revised version, Treitschke reports that "The opera was capitally
prepared. . . . Beethoven conducted, his ardor often rushed him out of
time, but Kapellmeister Umlauf behind his back, guided everything to
success with eye and hand. The applause was great and increased with every
representation" (Thayer: 583).
. . .
On May 26th, the opera
was performed again, this time with the new overture in E major which was
received with enthusiastic applause, and Beethoven was called out twice.
. . .
In our Special Project on the Congress of Vienna we
wondered: "Perhaps, we might start by recalling how Beethoven, after his
period of mourning for his Immortal Beloved, during the period of
1812-1813, started again to take part in the musical life of Vienna."
In doing so, we might certainly first remember the Creation
History of his so-called "Battle Symphony" with its premiere on December
8, 1813, in Vienna, but also his reworking of his only opera Fidelio with
its premiere on May 23, 1814. With this, we have arrived in the summer of
1814 and can now turn to the time frame of the Congress of Vienna in
general and to Beethoven's role in it, in particular."
First, we
considered what contractual conditions led to the Congress of Vienna, how
long it lasted and what goals it pursued:
"General historical
information tells us that Napoleon Bonaparte's decline, in the spring of
1814, led to the First Peace of Paris between the powers of the Sixth
Coalition and the French Government under Louis XVIII. Article 32 of the
Treaty provided for the holding of a congress in Vienna to negotiate
conditions for a permanent peace in Europe. All countries that were party
to the Napoleonic wars were invited.
The Congress took place from
September 18, 1814 to June 9, 1815, established several new borders in
Europe and defined new states. Vienna became the political centre of
Europe, and with Emperor Franz I. of Austria, as host, and his Foreign
Minister, Prince Metternich, as Chairman, negotiations mostly took place
in his Palais at the Ballhausplatz."
. . .
"While interested
individuals among the fairly clueless general population still yearned for
the powers to grant them more freedoms, the negotiating parties were
mainly concerned with establishing the near-absolutistic pre-revolutionary
conditions. Their aim was to establish a European system of equilibrium
among all powers in order to avoid future wars.
The euphoria
created by the performances of Beethoven's final Fidelio version found
many visitors of them still on the side of the clueless who were still
hoping for better times.
Where was and with what was Beethoven
occupied after the first series of Fidelio performances in July/August
1814? With respect to this, Thayer-Forbes reports:
"Beethoven did not get to the country for any lenghty
sojourn this summer; he had only a brief stay at Baden. The Congress of
Vienna was originally scheduled to meet on August 1st, but was postponed
until the early fall" [TF: 593].
"As Thayer further repdorts,
Beethoven was occupied with a composition of a more private
nature:
TF then further reports that Beethoven first occupied
himself with a private composition, "Elegischer Gesang," Op. 118, on the
death og Pasqualati's wife, followed by the Piano Sonata Op. 90, which was
dedicated to Count Moritz Lichnowsky. According to TF, it bears the date
of August 16, 1814, and Beeethoven's letter to Count Lichnowsky of
September 21 from Baden, according to TF, reaches to the beginning of the
Congress and meantions one of the Congress representatives, Castlereagh.
Let us now turn to the Congress report:
"Let TF report and feature
the letter of Beethoven to Count Lichnowsky:
"The Sonata in F
minor, Op. 90, bears the date August 16, in which connection the following
letter to Count Moritz Lichnowsky, dated September 21 from Baden was
written:
"Worthy and honored Count and friend!
I did not
receive your letter, unfortunately, till yesterday--My cordial thanks for
your thought of me and all manner of lovely messages to the worthy
Princess Christiane--Yesterday I made a lovely promenade with a friend in
the Brühl and the subject of you particularly came up in our friendly
conversation, and behold, on arriving here yesterday I find your good
letter-- I see that you still persist in overwhelming me with kindnesses.
As I do not want you to think that a step which I have taken was prompted
by a new interest or anything of that kind, I tell you that a new sonata
of mine will soon appear which I have dedicated to you. I wanted to
surprise you, for the dedication was set apart for you a long time ago,
but your letter of yesterday leads me to make the disclosure now. No new
cause was needed for the public expression of my feelings for your
friendship and kindness-- but you would distress me with anything
resembling a gift, since you would totally missapprehend my purpose, and
everything of the kind I could only refuse--
I kiss the hands of
the Princess for her thought of me and her kindness, I have never
forgotten how much I owe you all, even if an unfortunate circumstance
brought about conditions under which I could not show it as I should have
liked to do--
Concerning what you tell me about Lord Castleregt,
the matter is already well introduced. If I were to have an opinion on the
subject, it would be that I think it best that Lord Castleregt not write
about the work on Wellingston until the Lord has heard it here-- I am soon
coming to the city where we will talk over everything concerning a grand
concert-- Nothing can be done with the court, I have made an
offer--but
[Note
Sample]
Al - lein allein.
allein
jedoch silentium!!!
Farewell, my honored friend, and think of me
always as worthy of your
kindness--
Your Beethoven
I kiss the hands of the honored Princess C. a
thousand times" [TF: 591-592].
TF then refers to several occasional
compositions connected to the Congress of Vienna, such a a chorus with
orchestra, presented as a "Cantata," namely "Ihr weisen Gründer," as well
as a somewhat longer vocal composition, "Der glorreiche Augenblick," with
a text by Alois Weissenbach. With respect to this, let us quote from our
Congress Page:
Next . . . are a few hints for "Ihr weisen Gründer,"
which, though called a "cantata" in the sketchbook is but a chorus with
orchestra--a piece of flattery intended for the royal personages at the
coming Congress.
TDR III:440 further reports that, since the
Congress was postponed, there was no hurry and the Chorus was not finished
until September 3rd."
TF then discusses a further work not
relevant here, namely "Ihr weisen Gründer."
Thayer-Forbes then
mentions the arrival of the rulers and Beethoven's situation at that
point:
""Neither the Overture nor the choral piece to be set to
the above was finished, when the arrival at Vienna of the King of
Württemberg on the 22nd of September, of the King of Denmark on the 23rd
and the announcement of the coming of the Russian Emperor with the King of
Prussia on Sunday the 25th, brought Beethoven back to the city. Owing to
the failure of Lobkowitz, the Court theatres had passed under the
management of Palffy. If there be any truth whatever in his alleged
hostility to Beethoven, it is not a little remarkable that the first grand
opera performed in the presence of the monarchs--Monday the 26th--was
Fidelio. One of the audience on that evening, in a published account of
his "Journey to the Congress," records: "To-day I went to the Court
Theatre and was carried to heaven--the opera Fidelio by L.v. Beethoven was
given." Then follow some fifteen pages of enthusiastic eulogy. That
auditor was Alois Weissenbach, R.I. Councillor, Professor of Surgery and
Head Surgeon of the St. John's Hospital in Salzburg, where after sixteen
years' service in the Austrian armies he had settled, devoting his leisure
to poetry and drama." [TF: 594].
(Picture of Alois
Weissenbach)
TF [p. 594] then further reports, that his tragedy,
"Der Brautkranz" in iambic verses, in five acts, was staged on Jan. 14,
1809 at the Kärtnerthortheater and wonders whether his Barmecides and
"Glaube und Liebe" were also featured in Vienna. Let TF further report on
this:
"At all events, he was a man of high reputation. Of him Franz
Graeffer writes: "That Weissenbach was a passionate admirer of Beethoven's
is a matter of course; their natures were akin, even physically, for the
Tyrolean was just as hard of hearing. . . . But it was pitiful to hear
them shout at each other. It was therefore not possible thoroughly to
enjoy them. Strangely enough in a little room, such as in the inn Zur Rose
in the Wollzeile, Weissenbach heard much better, and conversed more freely
and animately. Otherwise the most prolific, amiable, lively of social
companions. A blooming man, aging, always neatly and elegantly clad. How
learned he was as a physician will not be forgotten.
Weissenbach
himself writes: "Completely filled with the gloriousness of the creative
genius of his music, I went from the theatre home with the firm resolve
not to leave Vienna without having made the personal acquaintance of so
admirable a man; and strangely enough! when I reached my lodgings I found
Beethoven's visiting card upon my table with a cordial invitation to
breakfast with him in the morning. And I drank coffee with him and
received his handgrasp and kiss. Yes, mine is the proud privilege of
proclaiming publicly, Beethoven honoured me with the confidence of his
heart. I do not know if these pages will ever fall into his hands; if he
learns that they mention his name either in praise or blame he will indeed
(I know him and know his strong self- reliance) not read them at all;
herein, too, he maintains his independence, he whose cradle and throne the
Lord established away from this earth. . . . Beethoven's body has a
strength and rudeness which is seldom the blessing of chosen spirits. He
is pictured in his countenance. If Gall, the phrenologist, has correctly
located the mind, the musical genius of Beethoven is manifest in the
formation of his head. The sturdiness of his body, however, is in his
flesh and bones only; his nervous system is irritable in the highest
degree and even unhealthy. How it has often pained me to observe that in
this organism the haromony of the mind was so easily put out of tune. He
once went through a terrible typhus and from that time dates the decay of
his nervous system and probably also his melancholy loss of hearing. Often
and long have I spoken with him on this subject; it is a greater
misfortune for him than for the world. It is significant that before that
illness his hearing was unsurpassably keen and delicate, and that even now
he is painfully sensible to discordant sounds; perhaps because he is
himself euphony. . . . His character is in complete agreement with the
glory of his talent. Never in my life have I met a more childlike nature
paired with so powerful and defiant a will; if heaven had bestowed nothing
upon him but his heart, this alone would have made him one of those in
whose presence many would be obliged to stand up and do obeisance. Most
intimately does that heart cling to everything good and beautiful by a
natural impulse which surpasses all education by far. . . . There is
nothing in the world, no earthly greatness, nor wealth, nor rank, nor
state can bribe it; here I could speak of instances in which I was a
witness."
"We know no reason to suppose that Beethoven received
Weissenbach's poem before the interview with him; but, on the contrary,
think the citations above preclude such a hypothesis. Moreover, the
composer's anxiety to have an interview at the earliest possible moment
arose fare more probably from a hint or the hope, that he might obtain a
text better than the one in hand, than from any desire to discuss one
already received. What is certain is this: Beethoven did obtain from
Weissenbach the poem "Der glorreiche Augenblick," and cast the other aside
unfinished--as it remains to this day" [TF: 594-596].
Thayer-Forbes [p. 596-597] then mentions that Beethoven first had
to complete his Overture op. 115, which became known as the Namensfeier
Overture, and then mentions Beethoven's sense of humour in connection with
the new copper engraving by Blasius Höfel on the basis of Letronne's
portrait, to which Beethoven said: "Oh, God, what a curse it is to have a
face like mine" In connection with this the following became known about
which TF reports as follows:
"Höfel in course of the conversation
unconsciously corroborated the statement of Madame Streicher, as reported
by Schindler, in regard to Beethoven's wretched condition in 1812-13. The
effect upon him of his pecuniary embarrassments, his various
disappointments, and of a mind ill at ease, was very plainly to be seen in
his personal habits and appearance. He was at that time much accustomed to
dine at an inn where Höfel often saw him in a distant corner, at a table,
which though large was avoided by the other guests owing to the very
uninviting habits into which he had fallen; the particulars may be
omitted. Not infrequently he departed without paying his bill, or with the
remark that his brother would settle it; which Carl Caspar did. He had
grown so negligent of his person as to appear there sometimes positively
"schmutzig" (dirty). Now, however, under the kind care of the Streichers,
cheered and inspirited by the glory and emolument of the past eight
months, he became his better self again; and-- though now and to the end,
so careless and indifferent in more externals as occasionally to offend
the sensitivities of very nice and fastidious people-- he again, as before
quoted from Czerny, "paid attention to his appearance" [TF: 589-590].
Then TF further reports:
"In the meantime, Beethoven's work
on the Canata, Op. 136, "Der glorreiche Augenblick", due to his receiving
the text from Weissenbach at about the end of September 1814, had
progressed far enough for it to be featured at several concerts:
According to TF, the first concert was postponed several times,
and finally took place on November 29, 1814 in the Redoutensaal. TF then
mentions Beethoven's own benefit concert on December 2, 1814, which was
not well attended. With respect to this, Maynard Solomon mentions the
following reasons:
"Nothing could be more evanescent than such
excessive adulation, especially as it was largely founded upon an
artificoal and atypical aspect of Beethoven's music. It was not
surprising, therefore, that the rapidity of Beethoven's rise to popularity
was matched by a correspondingly rapid decline, beginning at the end of
1814. Ironically, the first intimations of Beethoven's fall from grace
conicided with the peak moment of his popularity--the concert of November
29 in the Redoutensaal, at which Der glorreiche Augenblick was heard for
the first time, along with Wellington's Victory and the Seventh Symphony,
before a large audience which included two empresses, the King of Prussia,
and other eminences along with the foremost virtuosos of Vienna. The hall
was filled, the concert was enthusiastically received, and two repeat
concerts were scheduled. But at the repetition of the same program on
December 2, nearly half of the seats were empty. The third proposed
concert was abandoned, and Beethoven gave no public concert of his own
benefit from then until May 1824" [Solomon: 225].
TF then reports
of a very important tragic event at the end of the year:
"The role
which Razumovsky played in Vienna at this time was one of unparalleled
brilliance. From the first weeks of the Congress his house was full. Thus
Gentz notes under date Sept. 18: 'Visited Raxumovsky; there innumerable
visitors, among others Lord and Lady Castlereagh, Count Münster, Count
Westphalen, Mr. Coke, the Marquis de Saint-Marsaon, Count Castellafu, all
the Prussians, etc.' But as balls soom became the order of the day and
Count Stackelberg had given his on October 20, 1814, when the Czar and
Czarina of Russia, the King of Prussia and other grandees of all kinds
appeared, he also planned one for December 6, and Gentz, who permitted
himself the magical vision for only a moment and had to work that night
till two o'clock on his dispatches, assures us that this feast was the
most beautiful of all that he had attended since the arrival of the French
monarch. It was only overshadowed by that which Czar Alexander gave in the
same palace, which he borrowed for the occasion from his princely
subject."
"Turn we to Schindler: "The end of the second period [in
Beethoven's life] showed us the composer on a plane of celebrity which may
fairly be described as one of the loftiest ever reached by a musician in
the course of his artistic strivings. Let us not forget that it was the
fruit of twenty years of tireless endeavor. The great moment in the
history of the world with which this celebration of his fame was
synchronous could not fail to give the incident a brilliancy unparalleled
in the history of music. The apparent extravagance of the statement is
pardonable when we add that nearly all the rulers of Europe who met at the
Vienna Congress placed their seals on our master's certificate of fame.
. . . There he was the object of general attention on the part of
all the foreigners; for it is the quality of creative genius combined with
a certain heroism, to attract the attention of all noble natures. Shall we
not call it heroism, when we see the composer fighting against prejudices
of all kinds, traditional notions in respect of his art, envy, jealousy
and malice on the part of the mass of musicians, and besides this against
the sense, his hearing, most necessary to him in the practice of his art,
and yet winning the exalted position which he occupies? No wonder that all
strove to do him homage. He was presented by Prince [Count] Razumovsky to
the assembled monarchs, who made known their respect for him in the most
flattering terms. The Empress of Russia tried in particular to be
complimentary to him. The introduction took place in the rooms of Archduke
Rudolph, in which he was also greeted by other personages. It would seem
as if the Archduke was desirous always to take part in the celebration of
his great teacher's triumph by inviting the distinguished foreigners to
meet Beethoven. It was not without emotion that the great master recalled
those days in the Imperial castle and the palace of the Russian Prince;
and once he told with a certain pride how he had suffered the crowned
heads to pay court to him and had always borne himself with an air of
distinction" [TF: 600-601].
Thayer-Forbes [p. 601-602] then argues
that before the fire, Beethoven received the dignitaries of the Congress
of Vienna there and that after, he did so in the rooms of Archduke Rudolph
at the Vienna Hofburg.
TF then mentions Beethoven's cooled
relationship with the Prussian Delegate, Varnhagen von Ense:
"Among
the visitors to Vienna at the time of the Congress was Varnhagen von Ense,
who had gone into the diplomatic service; he came in the company of the
Prussian Chancellor von Hardenberg. His attitude toward Beethoven had
cooled--probably because of Oliva's complaints touching Beethoven's
behavior towards him. His brief report of the meeting with the composer
derives some interest from the allusion to Prince Radziwill, to whom
Beethoven dedicated the Overture, Op. 115 [which was not published until
1825]. The report [printed in Varnhagen's Denkwürdigkeiten, Vol. III, pp.
314-15] is as follows: "Musical treats were offered on all hands,
concerts, the church, opera, salon, virtuosi and amateurs all gave of
their best. Prince Anton Radziwill, who was already far advanced in his
composition of Goethe's Faust and here gave free rein to his musical
inclinations, was the cause of my again looking up my sturdy Beethoven,
who, however, since I saw him last had grown more deaf and unsociable, and
was not to be persuaded to gratify our wishes. He was particularly averse
to our notables and gave expression to his repugnance with angry violence.
When reminded that the Prince was the brother-in-law of Prince Louis
Ferdinand of Prussia, whose early death he had so deeply deplored and
whose compositions he esteemed high, he yielded a trifle and agreed to the
visit. But it is not likely that a more intimate acquaintance followed. I
also refrained from taking the uncouth artist to Rahel, for society
rendered him obstreperous and nothing could be done with him alone,
nothing could be done unless he was disposed to play. Besides, though
famous and honored, he was not yet on that pinnacle of recognition which
he has since attained" [TF: 602].
TF then turns to Beethoven's
compositions that are connected to the Russian Emperor Alexander I. and
Elisabeth Alexejewna gewinnen :
"Among the sketches to the
Glorreiche Augenblick appears the theme of the Polonaise for Pianoforte,
Op. 89, the story of which is as follows: In a conversation with Beethoven
one day, Bertolini suggested to him that, as polonaises were then so much
in vogue, he should compose one and dedicate it to the Empress of Russia;
for, perhaps, thereby he might also obtain some acknowledgement from
Emperor Alexander for the dedication to him of the Violin Sonatas, Op.
30,--for none had ever been made. As usual, Beethoven at first scorned
dictation, but at length thought better of the proposal, sat down to the
pianoforte, improvised various themes and requested Bertolini to choose
one, which he did. When it was completed, they waited upon Prince
Wolkonski, to seek through him permission to make the proposed dedication,
which was granted. At the appointed time Beethoven was admitted to an
audience with the Empress and presented the Polonaise, for which he
received a present of 50 ducats. On this occasion he was asked, if he had
ever received anything from the Czar? As he had not, a hundred ducats was
added for the Sonatas" [TF: 603].
At the beginning to the Chapter
of the year 1815 TF discusses Beethoven's failed opera plans for "Romolus
and Remus" and then discusses Willibrord Mähler's wish to paint a new
portrait of Beethoven. Perhaps, Beethoven looked like this when he
attended important events:
"Am 25. Januar fand auf der Burg aus
Anlaß des Geburtstages der russischen Kaiserin ein großes Fest statt, von
welchem ein Konzert im Rittersaal einen Teil bildete. Die letzte Nummer
des Programms war der Kanon aus Fidelio: »Mir ist so wunderbar«; und durch
einen eigentümlichen Glücksfall erschien Beethoven selbst und spielte hier
zum letzten Male öffentlich vor einer Zuhörerschaft von Kaisern und
Kaiserinnen, Königen und Königinnen, ihren Ministern und ihrem Gefolge.
Wild, welcher aber das Datum des Konzerts einen Monat zu früh ansetzt,
berichtet über die näheren Umstände folgendes:
» . . . Es wäre eben
so unwahr als abgeschmackt, wollte ich läugnen, daß die Auszeichnungen,
welche die versammelten Berühmtheiten mir zu Theil werden ließen, meiner
Eitelkeit schmeichelten; aber dieser Vortrag der Adelaide hatte für mich
eine Folge, welche mein Künstlergemüth unendlich mehr befriedigte; es
wurde nämlich die Veranlassung, daß ich mit dem größten musikalischen
Genie aller Zeiten, Beethoven, in nähere Berührung kam. Der Meister,
erfreut durch die von mir getroffene Wahl seines Liedes, suchte mich auf
und erklärte sich bereit, es mir zu begleiten. Durch meinen Vortrag
zufrieden gestellt, sprach er mir gegenüber die Absicht aus, das Lied zu
instrumentieren. Dazu kam es zwar nicht, doch schrieb er für mich die
Kantate "An die Hoffnung" (Text von Tiedge) mit Klavierbegleitung, welche
ich, von ihm selbst accompagnirt, in einer Matinee vor einer gewählten
Gesellschaft sang« [TDR III: 488-489].
LAut TF war Beethovens
Aufwartung bei der russischen Zarin war das letzte uns überlieferte
Ereignis, das Beethoven in einen direkten Zusammenhang mit den Ereignissen
des Wiener Kongresses gebracht hatte.
Auf unserer deutschen
Kongress-Seite berichten wir weiter wie folgt:
"Was von etwa Ende
Januar bis Anfang Juni 1815 geschah, wird uns auf zwei Ebenen
interessieren: auf der des politischen Ausgangs des Kongresses und auf der
Ebene von Beethovens eigenem Leben. Da Beethoven nun nicht mehr in einem
direkten Zusammenhang mit den Kongressereignissen stand, können wir uns
diese in einem kurzen Überblick betrachten:
Während des Kongresses
verfolgten die verschiedenen Nationen sehr unterschiedliche Ziele. So
erwartete Zar Alexander von Russland wohl, viel polnisches Territorium zu
annektieren und das Herzogtum von Warschau als einen Pufferstaat zwischen
Russland und Preussen zu etablieren. Preussen wiederum bestand darauf, das
ganze Königreich Sachsen zu erhalten. Österreich war mit keinem dieser
Ziele einverstanden und wollte die Kontrolle über Norditalien erhalten.
Gegen die Absichten des britischen Parlaments unterstützte Lord
Castlereagh Frankreich [mit Talleyrend] und Österreich. Darüber soll es
fast zum Krieg gekommen sein, als Zar Alexander ihm nahelegte, dass
Russland etwa 450.000 Soldaten nahe Polen und Sachsen stationiert habe und
er gerne versuchen könne, diese zu entfernen. Castlereagh bot Preussen die
britische Unterstützung für die Annexion von Sachsen an, falls dieses ein
unabhängiges Polen unterstütze. Als der Preussenkönig Friedrich dieses
Angebot öffentlich wiederholte, war der Zar so aufgebracht, dass er
Metternich zu einem Duell aufforderte. Nur der österreichische Kaiser
konnte das verhindern. Ein Bruch zwischen allen Mächten konnte vermieden
werden, als Mitglieder des britischen Parlaments dem russischen
Botschafter mitteilten, dass Castlereagh seine Autorität überschritten
hatte und dass England ein unabhängiges Polen nicht unterstützen würde.
Dies machte Preussen England gegenüber von nun an misstrauisch.
Als
jedoch bekannt wurde, dass Napoleon aus Elba entkommen und auf dem Weg
nach Paris war, erklärten sie ihn am 13. März zum Geächteten, und am 25.
März 1815, also fünf Tage nach seiner Ankunft in Paris, verpflichteten
sich Österreich, Preussen, Russland und England, jeweils 150.000 Soldaten
gegen Napoleon aufzustellen. Dies leitete die letzte Phase der
napoleonischen Kriege mit dem Sieg über Napoleon in der Schlacht bei
Waterloo ein."
Danach konzentrieren wir uns auf Beethovens weiteres
Schicksal in dieser Zeit:
"In Bezug auf Beethovens weitere
Aktivitäten im ersten Halbjahr des Jahres 1815 können wir uns in Bezug auf
seine abgeschlossene "Mitwirkung" am Wiener Kongress im Großen und Ganzen
auf sein persönliches Schicksal konzentrieren. In Band 3 der Henle
Gesamtausgabe seiner Briefe liegen uns dazu mehrere Zeilen des Komponisten
an seine bewährte Freundin, Gräfin Marie Erdödy in Jedlesee vor, und zwar
ab dem 1. März. Zunächst bedankte er sich bei ihr für ihr Schreiben an
ihn. Daraufhin sandte Beethoven mehrere Briefe ans Haus Erdödy, sei es an
die Gräfin selbst oder an Magister Joseph Brauchle. Bereits in den ersten
Zeilen an Brauchle verweist Be ethoven auf seinen "lamentierenden" Bruder
Caspar Carl und seine Krankheit. Wie wir wissen, handelte es sich dabei um
die letzte Phase der Lungenkrankheit Caspar Carls, der dieser dann im
November des Jahres erliegen sollte. Sieben Schreiben nach Jedlesee von
Anfang März bis Mitte April 1815 legen Zeugnis davon ab, dass Beethoven
mehrere Male bei den Erdödys zu Gast gewesen sein muss. Eine weitere
Ursache zur Freude dürfte für Beethoven auch der bereits in unserer Seite
zum Thema Beethoven und Amenda erwähnte Brief seines alten baltischen
Freundes vom 20. März gewesen sein, den er dann am 12. April beantwortete.
Während also Napoleon bereits auf dem Weg in seine letzte Verbannung nach
St. Helena war, genoss Beethoven noch einmal die relative Ruhe seines
letzten "neffenfreien" Sommers.
Danach gehen wir noch kurz auf die
Ergebnisse des am 8. Juni 1815 beendeten Kongresses ein:
"Die
Hauptergebnisse des am 8. Juni 1815 beendeten Wiener Kongresses waren wohl
zum einen die Herstellung des Gleichgewichts zwischen den fünf
Großmächten, der sogenannte "heilige Bund" zwischen Preussen, Russland und
Österreich mit der einhergehenden Verpflichtung zur Beibehaltung der
christlich-patriarchalischen Regierungsformen, der Intervention gegen alle
nationalen und liberalen Bestrebungen sowie der damit verbundenen
Solidarität, und am Rande auch noch die Anerkennung der Schweiz als
neutraler Staat.
Zum Schluss ziehen wir folgendes
Fazit:
"Beethoven und sein von ihm einst so verehrter Held Napoleon
Bonaparte begannen ihren jeweils letzten Lebensabschnitt in mehr oder
weniger persönlicher Freiheit, wobei jedoch Beethoven durch seine
unvergleichliche dritte Schaffensperiode eindeutig als Sieger
hervorging."
To this, we want to add the end of the year 1815 as
described in our online biography:
"The year also saw the renewal
of his friendship with the Erdödys in whose company he spent many hours at
Jedlersee during the summer. Countess Erdödy left Jedlersee and Vienna in
October, 1815. In his letter to her of October 19, Beethoven expressed his
anxiety about her travel plans which she had formed by herself. He was
afraid that she might experience ill health as she usually did when she
traveled. Rather than carrying on in this vein, however, he tried to
comfort her and himself with these words:
"We mortals with immortal
minds are only born for sufferings and joys, and one could almost say that
the most excellent receive joy through sufferings."
"On November
15th, 1815, Beethoven's brother Caspar Carl died from his second bout with
consumption. The deceased had appointed Beethoven, together with his widow
Johanna, as co-guardians of his son Carl who was nine years old. How this
would affect Beethoven's life in general and in his compositional work
will be discussed in the next section.
We have to point out that in our next section that deals with the remainder
of Beethoven's life, the respective sections of our online biography become
ever more self-explanatory as to the effects of Beethoven's ill health on
his life and work. Of course, his increased deafness hovers at the very
forefront of this development.
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